- Die Stimmung gegen die privaten Seenotretter im Mittelmeer hat sich in den vergangenen Monaten zunehmend verschlechtert.
- Nun setzen mehrere Hilfsorganisationen angesichts des von Italien und Libyen ausgeübten Drucks ihre Seenotrettung im Mittelmeer aus.
- Auch in der Schweiz überlegen sich Helfer, ihr Engagement auszusetzen.
Wegen Sicherheitsrisiken im Mittelmeer vor Libyen unterbrechen drei Nichtregierungsorganisationen (NGO) ihre Missionen zur Rettung von Flüchtlingen. Nach der Ankündigung von Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Samstag zogen die deutsche Organisation Sea Eye und später auch Save the Children am Sonntag nach.
«Grund dafür ist die veränderte Sicherheitslage im westlichen Mittelmeer», teilte die Regensburger Gruppe Sea Eye mit. Für NGOs werde das Klima auf dem Mittelmeer immer feindseliger. «Das wird eine riesige Lücke in die Such- und Rettungskapazitäten reissen und Menschenleben fordern», twitterte Ärzte ohne Grenzen.
Missionsabbruch
Auch der Schweizer Fabio Zgraggen erwägt einen Abbruch seiner Erkundungsflüge. Seit fast einem Jahr spürt der Ostschweizer Pilot Flüchtlingsboote in Seenot auf – in Zusammenarbeit auch mit der italienischen Küstenwache. Für seine private Hilfsorganisation steht fest: Mit den libyschen Behörden möchte man unter den neuen Bedingungen nicht zusammenarbeiten.
Zankapfel ist die Entscheidung der Libyer: Die libysche Marine hatte am Donnerstag erklärt, ausländische Schiffe dürften die Küste des Landes ohne eine besondere Erlaubnis der libyschen Behörden nicht mehr ansteuern. Libyen droht privaten Hilfsorganisationen gar mit Gewalt, falls die sich den neuen Anordnungen widersetzen.
«Eine Fortsetzung unserer Rettungsarbeiten ist unter diesen Umständen aktuell nicht möglich. Wir können dies auch gegenüber unseren Crews nicht mehr verantworten», sagte Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer.
Auch Zgraggen sieht das so: «Da geht sich eine gewisse Gefahr von diesen Küstenwachschiffen aus, diese haben auch Flugabwehrgeschütze. Diese Gefahr ist sehr unberechenbar», sagt Zgraggen.