Grosse Nervosität nach der Panne im Oktober: Heute um 12.31 Uhr ist erneut eine bemannte russische Sojus-Trägerrakete zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Es ist der erste Start seit dem 11. Oktober 2018, als eine Antriebspanne die beiden Astronauten zu einer Notlandung in der kasachischen Steppe zwang. Russland besitzt zurzeit die einzige Raumfähre, die bis zur ISS fliegen kann.
Erfolg ist Ehrensache: Es gehe um viel Prestige und der Druck sei entsprechend gross gewesen, sagte Peter Wurz, Professor für Weltraumforschung und Planetologie am Physikalischen Institut der Universität Bern. Seine Zuversicht, dass der Start ohne Probleme ablaufen wird, hat sich denn auch bestätigt. Laut Wurz ist die Raumfähre während Jahrzehnten entwickelt worden und hat sich mit 135 erfolgreichen Flügen als sehr stabil erwiesen. «Es ist fast wie ein Autobus-Verkehr zwischen der Erde und der ISS», so Wurz.
Das neue System der Amerikaner: Die USA, früher im direkten Wettbewerb mit Russland, liessen das teure Space Shuttle Programm 2011 nach zwei Katastrophen fallen und setzten auf ein neues System. Dessen Entwicklung dauerte aber etwas länger als erwartet. Die ersten unbemannten Testflüge der Raumsonden von Boeing und SpaceX soll bereits Anfang 2019 stattfinden. Je nach Verlauf wird dann der erste bemannte Flug zur Raumstation stattfinden.
China und Indien sind weit fortgeschritten: Die Chinesen investieren momentan am meisten in ihr Raumfahrtprogramm. Und zwar im Alleingang mit eigener Raumstation und eigenen Astronauten. Sie haben ihr eigenen Leute hochgeschickt und sicher zurückgebracht. Sie werden das Programm weiterziehen – mit dem Mond als nächstes Ziel. Ein ambitioniertes Weltraumprogramm haben auch die Inder, verzichten nach dem aktuellen Kenntnisstand von Wurz aber auf die bemannte Raumfahrt. Es ist also eine robotische Raumfahrt mit Plänen, die bis zum Mars oder weiter gehen.
Station auf dem Mond: Als grosses Ziel gilt in der Raumfahrt der Aufbau einer Station auf dem Mond oder Mars, analog zur ISS. Als Erste werden es nach Einschätzung von Wurz wahrscheinlich die Chinesen schaffen, haben diese doch dieses Ziel fix im Programm definiert. Zwar sind die Russen am Mond auch höchst interessiert, doch deren Mondprogramm wird in den nächsten vier Missionen noch robotisch durchgeführt werden. Damit soll geklärt werden, welche Ressourcen es dort zu finden gibt, um eine Station unterhalten zu können. Es geht etwa um Zinn oder Wasser, um allfällige Treibstoffe erzeugen zu können. Chinesen und Amerikaner sind schon einen Schritt weiter beim Projekt einer bemannten Mondstation. Die Europäer arbeiten bei den Amerikanern mit.
Hier fliesst am meisten Geld: Der Rückstand der Russen ist mit dem Know-how-Verlust nach dem Systemwechsel zu erklären, als viel qualifiziertes Personal in die lukrativere Industrie abwanderte. Diesen Verlust konnten sie bis heute nicht ganz kompensieren. Ganz anders die USA, wo die Nasa viel Geld sprach und zwei Firmen beauftragte, oder in China, wo im Vergleich zum Staatsbudget enorme Mittel in die Weltraumforschung mit der bemannten Raumfahrt fliessen.