Was ist passiert? Am 17. Juli 2014 sollen prorussische Separatisten über dem Donbass ein Passagierflugzeug der Malaysian Airlines abgeschossen haben, das sich auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur befand (MH17). Alle 298 Passagiere kamen ums Leben. In der Ukraine tobten im Sommer 2014 heftige Gefechte zwischen der ukrainischen Armee und den prorussischen Separatisten.
Was weiss man über den Hergang? Eine internationale Ermittlergruppe namens Joint Investigation Team (JIT), bestehend unter anderem aus Ermittlern aus den Niederlanden, Australien, Belgien, Malaysia und der Ukraine, wurde daraufhin zusammengestellt. Diese kam zum Schluss, dass das Passagierflugzeug mit einer russischen Rakete vom Typ Buk abgeschossen wurde. Das Trägersystem der Raketen war laut Bericht der Investigativplattform «Bellingcat» zuvor aus Russland gekommen und wurde nach dem Abschuss von MH17 wieder über die ukrainisch-russische Grenze gebracht. Russland weist alle Vorwürfe des JIT-Berichts von sich.
Was fordert die Anklage? Die Anklage fordert für alle vier Hauptverdächtigen eine lebenslange Haftstrafe. «Die Angeklagten haben 298 Menschen auf grausame Weise das Leben genommen», sagte Staatsanwalt Thijs Berger im Juni 2021. Der Prozess findet in Abwesenheit der vier Angeklagten statt. Die Anklage hatte zahlreiche Beweise vorgelegt wie Fotos, abgehörte Telefongespräche, Videos und Zeugenaussagen. Sie belegen der Anklage zufolge, dass die Männer die Buk-Rakete beschafft hatten, mit der MH17 abgeschossen wurde. Sie hätten mit der Tat auch den Angehörigen grossen Schaden zugefügt und international einen Schock ausgelöst.
Wer sind die Hauptverdächtigen? Die Ermittlungsbehörden haben vier Verdächtige ausgemacht. Drei Russen: Igor Girkin, Sergej Dubinskyj und Oleg Pulatow sowie einen Ukrainer: Leonid Chartschenko. Sie werden per internationalem Haftbefehl gesucht. Bei allen vier handelt es sich um hochrangige Vertreter der prorussischen Rebellen in der Ostukraine.
Der Verbleib der Hauptverdächtigen ist bis heute unbekannt. Einzig Igor Girkin machte in den letzte Wochen auf sich aufmerksam, als Gerüchte aufkamen, dass Girkin für den Ukraine-Krieg mobilisiert wurde und sich möglicherweise an der Front befindet.
Gibt es andere Gerichtsprozesse? Bisher laufen im Zusammenhang mit dem Abschuss von MH17 zwei Verfahren. Neben dem in Amsterdam gegen die vier Angeklagten der prorussischen Separatisten streben die Niederlande ein Verfahren gegen Russland vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof an. Beide Prozesse laufen unabhängig voneinander.