Der Physikstudent Giorgos Mendrinos hat gerade eine Klausur im Fach Atmosphäre abgelegt und sitzt nun mit Freunden in einem Strassencafé im Athener Studentenviertel Exarcheia. Physik ist Mendrinos Leidenschaft. Nach seinem Studium möchte er in die Forschung einsteigen.
«Ich weiss, der Andrang ist gross und es gibt nur wenige Institute in Griechenland. Es wird nicht leicht, eine Stelle zu finden.» Als erstes werde er noch einen Master machen, entweder an seiner Uni oder im Ausland. «Dann würde ich aber gerne wieder nach Griechenland zurückkehren, um hier zu arbeiten.»
Nach dem Master als Kellner aushelfen
Wie schwer die Situation auf dem griechischen Arbeitsmarkt ist, erlebt sein Freund Giannis Stathopoulos. Nach dem Physikstudium folgte ein Master in Medizinphysik. Jetzt schreibt der 29-Jährige seine Doktorarbeit und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. «Ich gebe Schülern Nachhilfeunterricht, habe im Sommer als Kellner gearbeitet. Das machen die meisten, die ich kenne.» Hauptsache, man komme irgendwie über die Runden. Er sagt klar: «Unseren Träumen und Wünschen entspricht das aber nicht.»
Die jungen Männer haben die Sparmassnahmen der letzten Jahre in ihrem Studienalltag mitbekommen. «Das Sekretariat meines Studienfachs macht nur dreimal die Woche auf, für ganze zwei Stunden. Dann bilden sich lange Schlangen. Wir sind ja hunderte Studierende». Es fehle einfach an Personal, sagt der 22-jährige Giorgos.
Der Doktorand Giannis Stathopoulos fügt hinzu: «Es kann sein, dass Experimente nicht stattfinden können, weil Materialien fehlen. Oder wir werden in Gruppen aufgeteilt, obwohl jeder sein eigenes Gerät haben sollte.» Und wenn man Sachen für eine Studie brauche oder an einer wissenschaftlichen Tagung teilnehmen möchte, wisse man nicht, ob die Uni das genehmige. «Das Geld reicht einfach nicht für alle.»
Nur noch ein Viertel der Mittel
Vor einem Jahrzehnt hatte die Universität Athen einen Etat von rund 45 Millionen Euro zur Verfügung. Heute sind es nur noch elf Millionen. «Der Tiefpunkt lag bei neun Millionen Euro», sagt der Hochschulprofessor und Vorstand des griechischen Professorenverbands, Stathis Efstathopoulos.
Zwar schliesse dieses Jahr mit etwas mehr Geld für die Hochschulen ab. Aber es sei immer noch sehr wenig. «Allein die Fixkosten der Athener Universität sowie Strom und Wasserrechnung betragen jährlich 17 Millionen Euro. Das Defizit wird durch Gelder gedeckt, die eigentlich in die Forschung fliessen sollten.»
Viel zu wenig Professoren
Hinzu komme, dass die meisten in den letzten Jahren leer gewordenen Professorenstellen nicht wiederbesetzt wurden. Von einst 12’500 Professorenstellen an griechischen Hochschulen seien heute nur noch 8500 vorhanden. Ganze Fachgebiete seien unterbesetzt. Das habe auch die Regierung eingesehen und angekündigt, dass ab 2019 jede leer werdende Stelle an den griechischen Hochschulen wieder besetzt werde, sagt Efstathopoulos.
Die Studenten Stathopoulos und Mendrinos freuen sich über diese angekündigten Neueinstellungen. Es sei gut dass sich in der griechischen Hochschullandschaft etwas tue, sagt Doktorand Stathopoulos. «Unsere Hochschulen brauchen mehr Personal und für uns bedeutet das vielleicht eine Chance, als Hochschullehrer zu arbeiten. Das gibt uns den Ansporn, nicht aufzugeben und die Zukunft positiv zu sehen.»
Der 29-Jährige weiss, dass er auch als Hochschullehrer nicht werden würde. Das Einstiegsgehalt ist in den letzten Jahren von 1800 Euro auf rund 1000 Euro gesunken. Er wäre aber viel besser dran als jetzt, sagt er. Denn mit seinen Aushilfsjobs, wenn es gut läuft, verdient er fünfhundert Euro im Monat.