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Wer ist Prabowo Subianto, der neue Präsident von Indonesien?
Aus Echo der Zeit vom 18.10.2024. Bild: AP Photo/Achmad Ibrahim, File
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Folter und Entführungen Die dunkle Vergangenheit von Indonesiens Präsident Prabowo

Dem Ex-General Prabowo Subianto werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Opfer und Angehörige kämpfen bis heute um Aufklärung.

Mugiyanto Sipin sitzt am grossen Holztisch im Wohnzimmer seines Hauses in Jakarta. Er erzählt von jenem Tag im März 1998, der sein Leben verändern sollte.

Mann spricht in ein Mikrofon in einem Büro.
Legende: Mugiyanto Sipin wurde als Jugendlicher gefoltert. Der Aktivist will von der Regierung Rechenschaft darüber, was geschehen ist. SRF

Der damals 25-Jährige war Mitglied einer Studentenorganisation, die sich für die Demokratie einsetzte. Es geschah an einem Nachmittag, Mugiyanto war allein in der Wohnung, als es an der Tür klopfte.

Mit Stromstössen traktiert

Sie hätten ihn an einen geheimen Ort gebracht, sagt Mugiyanto. «Ich wurde verhört, mir wurden die Augen verbunden, nackt und mit Stromstössen traktiert.» Drei Tage und zwei Nächte wird Mugiyanto an einem geheimen Ort festgehalten, verhört und gefoltert. Danach wird er in die Polizei-Haftanstalt in Jakarta transferiert. Rund drei Monate wird er dort verbringen, bevor er entlassen wird. Von den insgesamt 23 gekidnappten Aktivistinnen und Aktivisten fehlt von 13 bis heute jede Spur.

Bis heute gibt es keine Gerechtigkeit. Und auf einmal ist Prabowo Präsident.
Autor: Mugiyanto Sipin Aktivist

Prabowo Subianto, damals Kommandeur der Spezialstreitkräfte, soll in die Entführungen verwickelt gewesen sein. «Wir haben keine Ahnung, ob sie noch leben oder schon tot sind. Aber wenn wir bedenken, dass sie seit 25 Jahren verschwunden sind …» Mugiyanto spricht den Satz nicht zu Ende. Sie hätten teuer dafür bezahlt, sagt Mugiyanto. «Bis heute gibt es keine Gerechtigkeit. Und auf einmal ist Prabowo Präsident.»

Dies nicht zuletzt dank der Unterstützung des aktuellen Präsidenten Indonesiens, Joko Widodo – kurz Jokowi. Dieser durfte nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal antreten. Stattdessen stellte er seinen Sohn für das Amt des Vizepräsidenten an die Seite von Prabowo.

Schützenhilfe des amtierenden Präsidenten

Prabowo wurde in einer gross angelegten Wahlkampagne – nicht zuletzt in den sozialen Medien – als lustiger älterer Herr dargestellt – auch in Form einer niedlichen Comicfigur.

Verdeckt sichtbares Porträt zwischen Vorhängen.
Legende: Prabowo Subianto war während der Suharto-Diktatur Kommandeur der Spezialstreitkräfte und soll in die Entführungen verwickelt gewesen sein. REUTERS/Willy Kurniawan

Während der Suharto-Diktatur (1968 bis 1998) war Prabowo ein mächtiger Mann im Militär. So kämpfte er auch als Kommandant einer Spezialeinheit gegen Separatisten in Ost-Timor, und soll dort auch vor Folter und Entführungen nicht zurückgeschreckt sein.

«Vergeben ja, vergessen niemals!»

Bei den Wahlen spielte Prabowos dunkle Vergangenheit bei den allermeisten Wählerinnen und Wähler jedoch keine grosse Rolle. Das sei nicht überraschend, sagt der indonesische Politikexperte Philips Vermonte. Die Zeit der Suharto-Diktatur liege für viele sehr weit entfernt. Die Mehrheit der Menschen in Indonesien sei jünger als 40 Jahre und hat kaum Erinnerungen an die Zeit der Diktatur.

Den Peinigern zu vergeben, ist durchaus möglich. Wenn eine solche Entschuldigung denn ernst gemeint ist.
Autor: Mugiyanto Sipin Aktivist

Gegen dieses Vergessen kämpft Mugiyanto zusammen mit weiteren Überlebenden, Angehörigen und Aktivistinnen an. Die Regierung müsse anerkennen, und die Verantwortung dafür übernehmen, was passiert sei, sagt er. Seinen Peinigern zu vergeben, sei für ihn durchaus möglich. Wenn eine solche Entschuldigung denn ernst gemeint sei.

Vergeben könne er, aber vergessen werde er niemals.

Echo der Zeit, 18.10.2024, 18:00 Uhr

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