Nächtliche Überfälle, öffentliche Hinrichtungen, Massenvergewaltigungen – so lauten die schlimmsten Vorwürfe des Berichts. «Wir sind erschüttert. Diese Anschuldigungen widersprechen natürlich unseren Prinzipien und unseren Regeln, die wir weltweit haben», sagt Thomas Vellacott, CEO des WWF Schweiz.
Diese Anschuldigungen widersprechen unseren Prinzipien und unseren Regeln, die wir weltweit haben.
Recherchiert hat die Geschichte ein Journalistennetzwerk in Zusammenarbeit mit dem Online-Magazin Buzzfeed. Es hat mit Opfern vor Ort gesprochen, hunderte interner Dokumente des WWF analysiert, ein Jahr lang recherchiert und dabei gravierende Fälle aufgedeckt – unter anderem Indien, Nepal, Kamerun und Kongo-Kinshasa.
Folter, Vergewaltigung, Mord?
So soll etwa in Kongo-Kinshasa der grösste Nationalpark von einem WWF-Mitglied geführt worden sein. Paramilitärische Milizen seien ihm direkt unterstellt gewesen. Diese hätten dort Wilderer und nicht beteiligte Einheimische gefoltert, vergewaltigt, ja sogar ermordet – das ganze vom WWF unterstützt.
Man kann leider nicht davon ausgehen, dass WWF-Vertreter davon nichts wussten.
«Bei den tätlichen Übergriffen wurden die Einheiten in der Regel vom WWF angeheuert, bezahlt, ausgestattet, trainiert und ausgerüstet», sagt Marcus Engert von Buzzfeed. «Man kann leider nicht davon ausgehen, dass WWF-Vertreter davon nichts wussten oder darin nicht involviert waren.»
Vorwürfe bereits länger im Raum
Es sei nicht das erste Mal, dass der WWF mit solchen Vorwürfen konfrontiert wird, so Engert weiter. Die Tierschutzorganisation habe diverse interne Untersuchungen angestrengt – nicht erst jetzt, sondern teilweise schon vor mehreren Jahren. «Die Missstände waren beim WWF in Zürich bekannt, doch man hat es offensichtlich nicht geschafft, die Missstände abzustellen.»
Bereits 2015 gab es erste Vorwürfe: Die Nichtregierungsorganisation Survival International prangerte schon damals an, der WWF sei im Kongobecken in Menschenrechtsverletzungen durch Wildhüter involviert. «Es hat damals eine Untersuchung dieser Vorwürfe gegeben», so WWF-Chef Vellacott.
Inzwischen habe man eine unabhängige Untersuchung angeordnet und man wolle genau wissen, «was damals festgestellt wurde, wo gehandelt wurde – und wo allenfalls nicht gehandelt wurde». Fest steht auch für den WWF: Jetzt braucht es absolute Transparenz und eine gründliche Untersuchung.