Das wichtigste in Kürze
- Die Staatsanwaltschaft führt das Verfahren in der Job-Affäre gegen den konservativen französischen Präsidentschaftskandidaten weiter.
- Fillion wird vorgeworfen, seine Frau und zwei seiner Kinder unberechtigt beschäftigt zu haben.
- François Fillon hält an der Kandidatur fest.
- Die Partei unterstützt ihren Kandidaten weiterhin.
Bisher beteuerte François Fillon, im Falle einer Anklage trete er von seiner Kandidatur zurück. Doch letzte Woche öffnete er eine Hintertüre, indem er öffentlich bezweifelte, dass die Staatsanwaltschaft für Finanzfragen zuständig sei. SRF-Frankreich-Korrespondent Michael Gerber wertet dies als Indiz, dass Fillon auch im Fall einer Anklage weiterkandidieren könnte.
Partei will offenen Machtkampf verhindern
Die Kritik an Fillon ist laut, tritt er öffentlich auf, wird er von Buhrufen und Pfeifkonzerten begleitet, ebenfalls in den Sozialen Medien hagelt es Kritik und Häme. Nichts desto trotz stehen die Republikaner hinter ihrem Kandidaten. Denn sie fürchten nichts so sehr, wie einen Machtkampf zu riskieren, wenn es zu einer neuen Ausmarchung käme.
Anwärter für das Präsidentenamt gäbe es genug, sagt Gerber. «Es gibt viele Mittvierziger, die gerne einspringen würden, und alles täten, um die anderen Kandidaten auszubremsen. Das will die Parteileitung mit allen Mitteln verhindern.»
Steht Alain Jupé bereit?
Offiziell hat Jupé mehrere Male bekräftigt, er stehe nicht als Ersatz zur Verfügung. Doch lässt sein Umfeld durchblicken, dass er es unter zwei Bedingungen trotzdem machen würde: Wenn Fillon aus eigenen Stücken zurücktreten würde und ihn als sein Nachfolger bestimmen würde. Zudem würde er sich keiner zweiten internen Ausmarchung stellen.
Mit Jupé wäre aber die Ausgangslage für die Republikaner weniger gut als heute, sagt Gerber. «Alain Jupé ist stärker in der Mitte positioniert als Fillon, das wäre ein Vorteil für Marine Le Pen, denn sie könnte die ultrakonservativen Wähler, die jetzt noch zu Fillon halten, abwerben.»
Zudem stünde Jupé in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen dem «Aufsteiger der Stunde», dem unabhängigen Emmanuel Macron, sehr nahe. «Die Partei will die Krise lieber aussitzen und einen angeschlagenen Kandidaten haben, als das Desaster eines offenen Machtkampfs.»