Die islamistischen Rebellen haben in Mali offenbar eine Gegenoffensive gestartet. Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums eroberten sie nach heftigen Kämpfen die Stadt Diabaly im Landesinnern. Frankreich hatte am Freitag mit eigenen Truppen in den Konflikt eingegriffen.
Gefährliche Falle
Augenzeugen berichten, die Rebellen seien in der Nacht heimlich in Diabaly eingedrungen. Sie drohen nun offenbar, die französische Regierung in einen langwierigen Konflikt zu ziehen.
«Frankreich hat das Tor zur Hölle geöffnet», sagte ein Sprecher einer Untergruppe dem französischen Radiosender «Europe 1». Frankreich sei in eine Falle getappt, die weit gefährlicher sei als der Irak, Afghanistan und Somalia.
Zum Einsatz der französischen Armee soll es noch in dieser Woche eine ausserordentliche Sitzung der EU-Aussenminister geben. Das kündigte Frankreichs Aussenminister Laurent Fabius in Paris an.
«Frankreich ist nicht berufen, allein an der Seite Malis zu stehen», sagte Fabius. Er begrüsste die «quasi einstimmige» internationale Unterstützung des französischen Einsatzes.
Ashton sagt Ja
Die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton bestätigte das Treffen ohne ein Datum zu nennen. Die Minister sollten über «die rasche Entsendung» von rund 200 EU-Militärausbildern nach Mali sprechen, liess Ashton mitteilen. Zudem werde es um finanzielle und logistische Unterstützung für die von der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas geplante Truppe für Mali gehen.
Auch werde über direkte Unterstützung für die malische Regierung gesprochen. Die EU bemühe sich um eine «gemeinsame internationale Antwort auf die Lage».
Premierminister Jean-Marc Ayrault hofft auf eine schnelle Befassung des französischen Parlaments mit dem Einsatz. Die Verfassung erlaube eine Debatte ohne Abstimmung, sagte Ayrault.
Keine Anfrage an die Nato
Die Nato begrüsste die Intervention Frankreichs. Eine Anfrage auf Unterstützung liege nicht vor, sagte eine Sprecherin. Mehrere Staaten hatten den Franzosen zuvor schon ihre Hilfe angeboten – darunter die USA und Grossbritannien.
Die Europäische Union kündigte an, etwa 200 Militärberater zu entsenden. Sie sollen malische Soldaten auf den Kampf gegen die Rebellen vorbereiten. Einen Kampfeinsatz unter EU-Flagge soll es aber nicht geben.
Sondersitzung im Sicherheitsrat
Die Islamisten beherrschen derzeit den Norden Malis. Befürchtet wird, dass sie ihre Stellungen dort als Ausgangsbasis für Angriffe auf den Westen sowie für die Zusammenarbeit mit al-Kaida im Jemen, Somalia und Nordafrika nutzen.
Der Weltsicherheitsrat wird sich heute in einer Sondersitzung mit Mali befassen. Sie wurde auf Antrag Frankreichs einberufen.
300'000 Malier flohen ins Ausland
In den letzten Monaten sind Hunderttausende vertrieben worden – wegen der Hungerkrise oder wegen des Konflikts.
Das IKRK schätzt, dass 300'000 Malier ins Ausland geflohen sind, 200'000 vom Norden in den Süden, 400'000 innerhalb des Nordens. Gehen die Kämpfe weiter, könnten die Flüchtlingsströme anschwellen. Derweil kündigte Algerien an, die Grenze zu Mali zu schliessen.