Der atombetriebene Flugzeugträger «Charles de Gaulle» wird zwar nur ein kurzes Stück bewegt im Marinehafen von Singapur. Aber selbst das ist bei diesem mehr als 260 Meter langen Riesen ein schwieriges Manöver. Am neuen Liegeplatz kommt – begleitet von Pfeifen, wie bei der Marine üblich – der Kommandant an Bord.
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Bild 1 von 15. Gut 260 Meter lang ist die «Charles de Gaulle», 64 Meter breit und 75 Meter hoch. Ein schwimmender Koloss. Er ist der Stolz der französischen Marine und ist vorläufig einzigartig in Europa. Allerdings will in den nächsten Jahren auch die britische Royal Navy wieder zwei Flugzeugträger einsetzen. Zurzeit besitzt sie keine, die operativ sind. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 2 von 15. Zwei Jahre lang war die «Charles de Gaulle» in der Revision. Für 1.3 Milliarden Euro wurde sie wieder auf Vordermann gebracht. Vor allem in die Elektronik wurde investiert: Cybermittel, elektronische Kriegsführung, Navigation. Insgesamt wurden 400 Kilometer Kabel verlegt. Details darüber, was der Flugzeugträger nun kann … streng geheim. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 3 von 15. Nur ganz diskret ist der Name des Schiffes vermerkt. Der Flugzeugträger ist benannt nach dem französischen Zweitweltkriegsgeneral und späteren Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Die «Charles de Gaulle» ist zurzeit der einzige nichtamerikanische atomar betriebene Flugzeugträger. Er ersetzte die beiden Vorgänger «Foch» und «Clemenceau». Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 4 von 15. Ein Flugzeugträger wirkt zwar riesig – obschon der französische deutlich kleiner ist als die meisten amerikanischen. Doch die Länge reicht bei weitem nicht aus für Normalstarts und -landungen. Gestartet wird mittels eines Katapults. Bei der Landung kommen Fangseile zum Einsatz. Trotzdem sind im Ernstfall Starts im Dreissigsekundenabstand möglich. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 5 von 15. Nüchtern die Ausstattung, konzentriert und ruhig die Arbeitsatmosphäre. Auf der Kommandobrücke laufen die Fäden zusammen. Auch hier hat beim mehr als zwanzigjährigen Flugzeugträger nun modernste Elektronik Einzug gehalten. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 6 von 15. Konteradmiral Olivier Lebas, der Kommandant der Task Force 473 und damit des ganzen Flugzeugträger-Flottenverbandes (links), Schiffskommandant Marc-Antoine de Saint-Germain, der Kapitän der «Charles de Gaulle», seit 27 Jahren bei der französischen Marine. Dazwischen der französische Botschafter in Singapur. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 15. Der Dienst auf der «Charles de Gaulle» wird von den meisten Seeleuten und Spezialisten als Auszeichnung betrachtet. Die Aufgaben sind anforderungsreich, die Identifikation ist gross. Normalerweise beträgt die Mannschaftsgrösse knapp 2000 Personen – darunter sind fünfzehn Prozent Frauen. Bei Einsätzen befinden sich bis zu 3000 Leute auf dem Schiff. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 8 von 15. Ein Flugzeugträger ist so etwas wie ein kleinerer Flugplatz. Mit allen Installationen, die es dort braucht: Kontrollturm, Zugfahrzeugen, Hangars und einer effiziente Feuerwehr. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 9 von 15. Die «Charles de Gaulle» ist nie allein unterwegs. Es handelt sich stets um eine ganze Flugzeugträgerflotte, bestehend aus bis zu zehn Schiffen. Auf der mehrmonatigen Mission ist ein Zerstörer dabei, ein Versorgungsschiff, ein Atom-U-Boot, ein Patrouillenschiff und die modernste Fregatte der französischen Marine, die «Provence». Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 10 von 15. Ein Teil der aus zwanzig Marine-Rafales bestehenden Flugzeugflotte der «Charles de Gaulle». Die Rafales haben vor kurzem die Super-Etendards abgelöst. Die Piloten sind begeistert – und würden sich entsprechend eignen als Lobbyisten für den Rafale bei anderen Luftwaffen wie jener der Schweiz, die sich mit Beschaffungsprojekten tragen. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 11 von 15. Die Trikolore darf nicht fehlen. Zumal ein Flugzeugträger nicht nur militärische Macht, sondern auch politische verkörpert. Das Schiff erlaubt es Frankreich, seine Macht in die Ferne zu projizieren, wo Frankreich nach wie vor Inselgruppen und riesige Meeresgebiete kontrolliert. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 15. Riesige Hangartore. Doch drinnen ist es eng. Flugzeuge zu verschieben, sie zu reparieren auf engstem Raum ist Präzisionsarbeit. Die Beanspruchung von Kampfflugzeugen im Ernstfall, aber auch in Manövern ist enorm. Einen beträchtlichen Teil der Zeit befinden sie sich deshalb in der Revision und im Unterhalt. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 13 von 15. Landgang: Mehrtägige «Port Calls», also Hafenaufenthalte, gehören für die Besatzung zu den Höhepunkten. Vor allem in fernen Häfen wie Singapur. Dazwischen befinden sie sich oft wochenlang auf See. Unterwegs sind sie nun seit März. Erst im Sommer werden sie wieder zurückkehren in den Heimathaften der «Charles de Gaulle», Toulon. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 14 von 15. Von der Brücke aus werden die hochkomplexen Einsätze gesteuert. Nicht nur jene der französischen Flugzeugträgerflotte. Dazu kommen bei den meisten Manövern noch Kriegsschiffe aus befreundeten Ländern. In der aktuellen «Mission Clemenceau» gab es solche gemeinsamen Einsätze mit Schiffen aus 20 Kriegsmarinen. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
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Bild 15 von 15. Die «Charles de Gaulle» ist zurzeit das mit Abstand grösste Schiff in der Changi-Marinebasis in Singapur. Besonders die kleineren Länder in Ost- und Südostasien legen Wert auf die Kooperation mit westlichen Armeen. Denn ohne sie haben sie dem grossen Nachbarn China, dem viele misstrauisch gegenüberstehen, nicht viel entgegenzusetzen. Bildquelle: SRF/Fredy Gsteiger.
Marc-Antoine de Saint-Germain ist seit 27 Jahren bei der Marine. Für ihn steht fest: Künftige Konflikte zwischen grossen Mächten werden sich in erster Linie zu Wasser abspielen.
Wahrung französischer Interessen in Übersee
Ein Flugzeugträger sei deshalb das Instrument schlechthin, um französische Interessen auch weit weg von Europa zu verteidigen. Und die hat Frankreich: Im Indischen Ozean mit den Inseln Mayotte und La Réunion, im Pazifik mit Polynesien, Neukaledonien und bis zum Atoll Clipperton vor der Küste Mexikos. Gegen zwei Millionen Franzosen leben in diesen Departementen und Territorien.
Die «Charles de Gaulle» verfügt über eine wahre kleine Armee als Begleitflotte. Die hypermoderne Fregatte «Provence» gehört dazu, der Zerstörer «Forbin», das Versorgungsschiff «Marne», ein streng geheimes Atom-U-Boot, das man nicht zu sehen kriegt und dessen Name verschwiegen wird. Dazu weitere, kleinere Schiffe und Helikopter.
Ein Hauch von Abenteuer
Der Zerstörer «Forbin» bricht dieser Tage auf ins südchinesische Meer, um dort die «Freiheit der Navigation» durchzusetzen – ein Zeichen an die Chinesen, die dieses Meer völkerrechtswidrig als eigenes Territorium behandeln.
Auf Deck stehen zwanzig Rafales aufgereiht – vor gut einem Monat noch vom Mittelmeer aus gegen den IS in Syrien im Einsatz. Sie starten mit Katapulthilfe und werden mit Fangseilen beim Landen abgebremst. Ein Soldat erzählt, wie stolz er sei, hier Dienst zu leisten. Dienst auf dem Flugzeugträger verkörpert offenkundig für manche noch einen Hauch von Abenteuer.
Flotte als französische Heimat in fernen Gewässern
Am Asien-Sicherheitsgipfel, nur wenige Kilometer von der französischen Marinebasis entfernt, erklärt Verteidigungsministerin Florence Parly derweil stolz, sie sei mit einer ganzen Flugzeugträgerflotte gekommen. Ja, Frankreich sei kein fernes Land. Hier sei auch Heimat.
Man sei ein Nachbar all der Länder in dieser Weltgegend, sagt auch Konteradmiral Olivier Lebas. Deshalb sei man hier auch militärisch ständig präsent, drei, vier, fünfmal pro Jahr mit Marineeinsätzen. Lebas ist nicht nur der Flugzeugträger selber, sondern die ganze Begleitflotte unterstellt.
Flugzeugträgerflotten haben für ihn nicht nur militärisch Gewicht, sondern auch politisch. «Zehntausende Tonnen Diplomatie», heisst es gelegentlich. Ein bisschen Weltmacht Frankreich ist also auf der «Charles de Gaulle» durchaus noch zu spüren.
Aufwändiger Schutz gegen Torpedos und Drohnen
Und die Einwände, Flugzeugträger seien seit dem Zweiten Weltkrieg gar nie mehr im Ernstfall erprobt worden? Dass sie angesichts besserer, weitreichender und präziser Raketen, superschneller Torpedos und Unterwasserdrohnen zunehmend selber gefährdet sind, hört man zwar. Aber man könne sich verteidigen, mit Waffen und nicht zuletzt mit Mitteln der elektronischen Kriegsführung, sagt der Kommandant.
Tatsache bleibt: Ein immer grösserer Teil der Kampfkraft einer Flugzeugträgerflotte wird für den Selbstschutz benötigt. Bloss: Es geht eben auch darum, symbolisch Stärke zu markieren.