Mayotte vor der afrikanischen Ostküste gehörte früher zur Inselgruppe der Komoren. Ihre Bevölkerung entschied sich in einer Volksabstimmung gegen die Unabhängigkeit und wollte bei Frankreich bleiben. Inzwischen ist Mayotte ein eigenständiges Departement Frankreichs. Es zieht viele Migrantinnen und Migranten aus Nachbarländern an, besonders von den 70 Kilometer entfernten Komoren.
Die Bevölkerung auf Mayotte hat in den vergangenen 30 Jahren massiv zugenommen. Die Infrastruktur des Departements ist überlastet, und die Gewalt hat zugenommen. 2000 französische Sicherheitskräfte sollen nun die illegal eingereisten Migrantinnen und Migranten ausschaffen und in ihre Herkunftsländer zurückführen.
Wie ist die Lage auf Mayotte? Mayotte ist Frankreichs Departement der Extreme. Dies zeigt der Blick in die Statistik: Die Einkommen sind die mit Abstand tiefsten in ganz Frankreich, drei Viertel der Bevölkerung leben unter der offiziellen Armutsgrenze. Mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren ist die Bevölkerung deutlich jünger als in Kontinentalfrankreich (Durchschnittsalter 41).
Die Geburtenrate ist mit 4.6 Kindern pro Frau mehr als doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Die Arbeitslosigkeit ist nirgends in Frankreich so hoch wie in Mayotte: Nur 30 Prozent der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter hat Arbeit. Das Bildungsniveau ist sehr tief, die Kriminalität liegt weit über dem nationalen Durchschnitt.
Warum ist die Insel so attraktiv für Migrantinnen und Migranten? Als die Inselgruppe der Komoren 1975 von Frankreich unabhängig wurde, blieb Mayotte nach einer Volksabstimmung bei Frankreich. Zuerst als sogenanntes Überseeterritorium. 2011 wurde Mayotte zum 101. französischen Departement aufgewertet und damit den anderen gleichgestellt.
Dadurch hat die Bevölkerung beispielsweise auch Anrecht auf Sozialhilfe. Auch wenn Mayotte das ärmste Departement ist: Der Lebensstandard in Mayotte ist vielfach höher als auf den Komoren. Und das lockt jedes Jahr Zehntausende von Migrantinnen und Migranten an und führt zu einem massiven Bevölkerungswachstum. Bereits 2017 schätzten die Behörden, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung Migranten oder deren Nachkommen sind.
Was bezweckt Frankreich mit den 2000 Sicherheitskräften? Diese Aktion soll die lokale Bevölkerung beruhigen. In den vergangenen Jahren haben die sozialen Spannungen massiv zugenommen. Immer wieder sind Unruhen ausgebrochen. Immer wieder gingen Bürgerwehren gegen Migranten vor und zerstörten deren Unterkünfte. Die Regierung will jetzt wohl demonstrieren, dass sie das Problem ernst nimmt und das Feld nicht einfach der Selbstjustiz von Bürgerwehren überlassen will.
Wie ist die Zusammenarbeit Frankreichs mit den Komoren? Diese gestaltet sich schwierig. Die Komoren anerkennen Mayotte nicht als Departement Frankreichs. Sie beharren darauf, dass Mayotte eigentlich zu ihrem Staat gehört, eine Rückführung von Migrantinnen und Migranten also eigentlich gar nicht möglich sei. De facto wollen die Komoren damit vor allem aber Kompensationsleistungen für zurückgeführte Menschen aus Frankreich erreichen.
Zeigen sich ähnliche Herausforderungen auch in anderen französischen Übersee-Departementen? Die Herausforderungen mit der Migration aus der Nachbarschaft ist ähnlich. Aber nirgendwo sind die Probleme so gross wie auf Mayotte, auch, weil dort die Kontraste besonders gross sind.