Die Taliban schlagen zurzeit versöhnliche Töne an und wollen auch den Frauen Rechte gewähren – allerdings unter der islamischen Scharia. Bei der ersten Pressekonferenz der Taliban diese Woche wurde klar, was das bedeuten könnte: die Vorschrift zur erneuten Vollverschleierung, wie bei der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001.
Kaum vorstellbar, dass im letzten Jahrhundert afghanische Frauen von den Kleidern her teils kaum von westlichen Frauen zu unterscheiden waren.
![Soraya Tarzi (Bild Mitte) war in den 1920er-Jahren die Königin von Afghanistan.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/be5b31.jpg)
Vor gut hundert Jahren erlangte Afghanistan die Unabhängigkeit vom British Empire. Geprägt wurde das noch junge Afghanistan von Amanullah Khan, der eine Modernisierung der Gesellschaft anstrebte und später als König zusammen mit seiner Frau Soraya Tarzi bei Besuchen in Europa ein modernes Afghanistan zeigen wollte – in westlicher Kleidung.
Doch dies blieb vorerst die Ausnahme. Erst ab Anfang der 1960er-Jahre gab es vermehrt Bemühungen für eine liberalere afghanische Gesellschaft, mit westlichen Werten und Kleidern.
![Westlich gekleidete Afghaninnen ausserhalb des Flughafens in Kabul 1967.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/70cb0c0.jpg)
Dass Frauen westliche Kleidung tragen konnten, lag auch an der amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am, die Piloten für die afghanische Airline Ariana stellte – die Frauen der Piloten gründeten in Kabul eine Schneiderei. Dort bildeten sie einheimische Schneiderinnen aus und brachten die Modezeitschrift Vogue dazu, Schnittmuster mit westlicher Mode zu verteilen. Auch Mini-Röcke erreichten so die Städte Afghanistans.
![Junge Studentinnen in Mini-Röcken in Kabul, 1972.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/76d299.jpg)
Die neue und nicht unumstrittene Mode stiess bei Afghaninnen auf grosses Interesse – zumindest in den Städten. Die Landbevölkerung blieb von der Modernisierung weitgehend unberührt.
![Eine Mutter in westlicher Kleidung auf den Strassen von Kabul im Jahr 1981.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/51268a.jpg)
In den 1970er-Jahren wurde das Land unter sowjetischem Einfluss weiter modernisiert, Frauen durften weitgehend unbehelligt studieren, die gleichen Berufe ergreifen wie Männer – und auch moderne Kleidung tragen.
![Afghanische Studentinnen und Studenten.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/c1bd7ee.jpg)
Doch mit dem Abzug der sowjetischen Truppen und dem folgenden Bürgerkrieg ab 1989 endete für viele Afghaninnen die Zeit der modernen Kleider.
![Junge Frauen und Männer flanieren 1988 durch den Park von Kabul.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/12a1e6.jpg)
Spätestens mit der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 war es dann fertig mit westlicher Kleidung für Afghaninnen: Die Vollverschleierung wurde für alle Frauen obligatorisch.
![Auch nach dem Ende des Taliban-Regimes 2001 prägten traditionelle Burkas grosse Teile Afghanistans.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/e03222.jpg)
Viele Afghaninnen trugen die Burka auch nach der Taliban-Herrschaft weiterhin. Doch auch mit Burka – ob unter den Taliban oder nicht – bleibt den Afghaninnen ein kleines Bisschen «Mode». Weil blaue Burkas ursprünglich in der Herstellung teurer waren, nutzen viele Afghaninnen die blaue Farbe als eines der wenigen erlaubten Zeichen, einen höheren sozialen Status zu demonstrieren.