Ein Gericht in Japan hat über acht Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima drei ehemalige Manager des Kraftwerkbetreibers Tepco freigesprochen. SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi hat den Strafprozess verfolgt. Es könnte nicht der letzte zu dem Fall gewesen sein.
SRF News: Warum wurden die drei ex-Spitzenmanager freigesprochen?
Martin Aldrovandi: Das Gericht befand, dass die drei Angeklagten – der frühere Vorsitzende der Betreiberfirma Tepco und zwei Vizepräsidenten – nicht für die Folgen des Unglücks verantwortlich gemacht werden könnten.
Es ging um einen Strafprozess, den ersten rund um die Atomkatastrophe von Fukushima, und die Anklage lautete auf Fahrlässigkeit mit Todesfolge. Die drei Männer hätten von einer Tsunami-Gefahr wissen müssen und die Anlage entsprechend schützen. Doch der Argumentation folgte das Gericht nicht.
Die Freisprüche wurden erwartet. Hatte die Anklage zu wenig Argumente?
Es war sehr schwierig. Im Voraus war die Erwartung an eine Verurteilung nicht besonders hoch. Die Staatsanwaltschaft selbst hatte eine solche sogar zuerst abgelehnt, weil die Chancen zu klein seien. Bei der Anklage ging es auch um Todesopfer in einem Spital. Dieses musste wegen der Katastrophe hastig evakuiert werden. Dabei sollen über 40 ältere Patienten gestorben sein.
Aber auch in diesem Anklagepunkt befand das Gericht, dass sich die drei damaligen Manager nicht strafbar gemacht haben. Es ging dabei um Nachlässigkeit. Und diese kann man ihnen offenbar nicht vorwerfen.
Ist der Prozess, der jetzt zu Ende gegangen ist, der letzte zu dem Fall?
Das ist schwer zu sagen. Der aktuelle Strafprozess ist fürs Erste vorbei. Aber es gab ja auch schon erfolgreiche Klagen gegen die Betreiberfirma Tepco und gegen den japanischen Staat, die sich vor Gericht verantworten mussten.
Tepco musste umgerechnet 80 Milliarden Franken an Kompensationen zahlen. Die Firma zahlt auch Milliarden für die Säuberung der gesamten Region und den Rückbau des Atomkraftwerks. Das alles wird noch Jahrzehnte dauern. Deshalb wird es möglicherweise zu weiteren Prozessen kommen.
Das Gespräch führte Roger Aebli.