In Kolumbien wurde erstmals seit dem Frieden mit der Farc-Guerilla ein neues Parlament gewählt. Zehn Sitze hatten die ehemaligen Guerilleros schon im Vorfeld mit dem Friedensvertrag zugesichert bekommen. Für mehr reichen die nun erhaltenen Stimmen nicht aus. Stärkste Kraft im Senat bleibt die Rechtspartei von Ex-Präsident Álvaro Uribe, die den Frieden mit der Farc ablehnt.
SRF News: Was bedeutet das Wahlergebnis für die politische Ausrichtung Kolumbiens?
Karen Naundorf: Die Hardliner sind nach wie vor die stärkste Partei im Senat. Aber ihr Ziel haben sie nicht erreicht. Sie haben kein klares Votum für ein Nein zum Frieden und schon gar nicht für ein Zurück zum militärischen Kurs erreicht.
Weniger als ein Prozent der Stimmen: Was heisst das für die Farc?
Wenn die Farc als politische Partei überleben möchte, muss sie jetzt ganz klein anfangen. Die Mitglieder müssen Basisarbeit und Aufarbeitung betreiben und neue Gesichter bringen. Sie müssen erst mal glaubhaft machen, dass sie es nicht nur mit dem Frieden ernst meinen, sondern auch ein Parteiprogramm haben und das den Leuten nahebringen können.
Die Mitglieder der Farc müssen glaubhaft machen, dass sie es nicht nur mit dem Frieden ernst meinen, sondern auch ein Parteiprogramm haben.
Sie haben nicht mit mehr Stimmen gerechnet. Ihnen ist klar, dass die Wunden frisch sind und dass dieser Wahlkampf nur eine erste Annäherung war, gewissermassen eine Demokratie-Übung.
Und was bedeutet dieses Wahlergebnis für den Friedensprozess in Kolumbien allgemein?
Das Parlament wird auch in seiner neuen Zusammensetzung den Friedensprozess zwar nicht völlig auseinandernehmen können, aber es besteht die Gefahr, dass er geschwächt werden könnte.
Es besteht die Gefahr, dass der Friedensprozess geschwächt werden könnte.
Man könnte versuchen, die zehn Farc-Mitglieder, die die garantierten Parlamentssitze erhalten haben, wieder aus dem Parlament zu verdrängen, mittels einer Volksabstimmung.
Das Gespräch führte Claudia Weber.