Die Fussball-Weltmeisterschaft der Männer findet 2030 in sechs Ländern statt – und das verteilt auf drei Kontinente. Das gab es so noch nie. Die ersten drei Spiele des Turniers werden in Uruguay, Paraguay und Argentinien ausgetragen, die restlichen in Spanien, Portugal und Marokko. Die Distanz der Austragungsorte sorgt bei Fans und Umweltorganisationen für Kritik. SRF-Sportredaktor Marcel Melcher über Sinn und Unsinn der ersten wahrhaft globalen Fussball-Weltmeisterschaft.
Wie kam es zur Wahl der Austragungsorte?
Ursprünglich gab es diverse Interessenten für die WM 2030. Griechenland, Ägypten und Saudi-Arabien evaluierten eine gemeinsame Bewerbung. In Südamerika waren Uruguay, Argentinien, Paraguay und Chile interessiert. In Europa waren es Spanien und Portugal, die zuerst auch noch die Ukraine mit an Bord hatten. Man kam dann aber zum Schluss, dass das nicht funktionieren würde, und Marokko kam zu der iberischen Bewerbung hinzu.
Unter Berücksichtigung des 100-jährigen Jubiläums der ersten WM, die 1930 in Uruguay ausgetragen wurde, hat der Fussball-Weltverband Fifa den Kompromiss gewählt, dass drei Spiele in Uruguay, Argentinien und Paraguay ausgetragen werden. Die restlichen 101 Spiele finden in Spanien, Portugal und Marokko statt.
Warum braucht es sechs Austragungsländer?
Diese Frage müsste der Fifa-Council beantworten. In dem Gremium sitzen 37 Nationen-Vertreter, fünf von ihnen kommen aus Südamerika. Sie alle haben für die WM mit sechs Austragungsländern auf drei Kontinenten gestimmt. Diskutieren kann man immer, etwa auch darüber, warum man das Turnier nicht Marokko alleine gegeben hat. Immerhin hat Nordafrika noch nie eine Weltmeisterschaft ausgetragen. Letztendlich haben die 37 Funktionäre aber einen einstimmigen Entscheid gefällt.
Droht eine Wettbewerbsverzerrung?
Einige der Mannschaften werden ihre Auftaktspiele in Südamerika austragen. Andere spielen nur in Marokko, Spanien und Portugal. Damit werden einige Teams auch mit Jetlag und klimatischen Umstellungen konfrontiert sein. Ich gehe aber davon aus, dass hier Lösungen gefunden werden. Vorstellbar ist zum Beispiel, dass diese drei Spiele etwas vorgezogen werden und die Mannschaften dann eine Woche Pause bis zu ihrem zweiten Spiel bekommen. Eine solche Zeitspanne sollte ausreichen, um sich zu akklimatisieren und den Jetlag loszuwerden.
Vergrault die Fifa die Fans mit ihrem Entscheid?
Ein einziger Austragungsort wäre praktischer für die Fans aus der ganzen Welt, die den Spielen live beiwohnen wollen. Allerdings liegen Portugal, Spanien und Marokko geografisch sehr nahe beieinander – und die ganz grosse Mehrheit der Spiele findet ja dort statt. Mitunter werden die Fans wohl in den Flieger steigen müssen. Aber das mussten sie auch bei den Weltmeisterschaften in Russland (2018) und Brasilien (2014). Dort waren die Distanzen zwischen den Austragungsstätten noch einmal deutlich grösser. Womöglich wird es auch Schiffe über die Meerenge von Gibraltar geben, die die Fans von der iberischen Halbinsel nach Marokko und wieder zurückbringen.