Morgen Samstag startet der virtuelle G20-Gipfel. Bis am Sonntag diskutieren die G20-Länder die Rahmenvereinbarung für Schuldenerleichterungen für arme Länder in Coronazeiten. Der Wille ist da. Die drei wichtigsten Fragen zum Thema:
Gibt es Hilfe für überschuldete arme Länder? Die 20 grössten Wirtschaftsmächte der Welt (G20) haben bereits in der ersten Corona-Welle im April beschlossen, überschuldeten armen Ländern die Zins- und Tilgungszahlungen bis Jahresende zu stunden. Dieses Moratorium (Dept Service Suspension Initiative, DSSI) ist inzwischen bis Juni 2021 verlängert worden. Bislang beteiligen sich 46 Länder. Das verschafft diesen Ländern zwar etwas Luft, löst aber nicht das Grundproblem: Irgendwann werden die Schulden trotzdem fällig.
Was erschwerend hinzu kommt: Bisher haben sich nur einige bilaterale Geldgeber, also Staaten, an der Zinsstundung beteiligt. Das ist aber nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. China – als weltweit grösster Geldgeber armer Länder – ist bislang genauso wenig dabei wie private Gläubiger, also Banken zum Beispiel. Privatinvestoren vergeben aber einen grossen Teil der Kredite an arme Länder. Aber auch grosse multinationale Geldgeber wie der IWF oder die Weltbank wollen nicht auf Forderungen verzichten.
Wie könnten die G20 helfen? Die G20-Länder könnten beim virtuellen Treffen der Staats- und Regierungschefs an diesem Wochenende eine Rahmenvereinbarung für Schuldenerleichterungen beschliessen. Der Vorteil wäre: Alle Gläubiger würden dann gemeinsam mit einem Land über Schuldenerleichterungen verhandeln. Das würde die Verhandlungen vereinfachen und beschleunigen. Offen ist aber immer noch, ob bei einer solchen Rahmenvereinbarung auch China und private Gläubiger, wie Banken oder Hedge-Fonds, mitziehen. Für China galten Schuldenerleichterungen bisher als Tabu. Auch der Privatsektor habe sich bisher weggeduckt, kritisiert Kristalina Georgiewa, die Chefin des Internationalen Währungsfonds. China und die Privaten wollen keine pauschalen Lösungen, sondern lieber im Einzelfall verhandeln.
Wie akut ist die Lage? Knapp die Hälfte der 73 ärmsten Länder der Welt hat nach Angaben der Weltbank Probleme, ihre Schulden zurückzuzahlen. Mit dem südafrikanischen Sambia ist das erste Land gerade zahlungsunfähig geworden. Ein Teil der armen Länder hatte zwar schon vor der Corona-Pandemie zu hohe Schulden - Corona macht die Lage aber noch schlimmer. Wegen der Pandemie brechen Einnahmen aus dem Tourismus und Steuern weg, auch die Rohstoffpreise sind gefallen. Gleichzeitig steigen wegen der Corona-Bekämpfung die Staatsausgaben. Wenn es keine Hilfe für diese Länder gibt, in Form von Schuldenerleichterungen oder sogar einem Schuldenerlass, wie ihn die Weltbank fordert, droht eine neue Schuldenkrise. Für die Bevölkerung hiesse das: steigende Armut, mehr Hunger, weniger Bildung, schlechtere Gesundheitsversorgung, auf Jahre.