SRF News: Sie waren in der Nacht auf Samstag in Hamburg unterwegs. Was haben Sie da gesehen?
Jan Reinecke: Wir haben im Prinzip das Chaos erlebt: Marodierende Kriminelle, die hier Sachbeschädigungen und Plünderungen begangen haben. Wir haben 200 verletzte Polizisten zu beklagen, die Opfer dieser linken Gewaltexzesse geworden sind. Das war keine schöne Nacht.
In einem Interview im Frühling, hatten Sie bereits verschiedene Bedrohungsszenarien skizziert. Dass es so rauskommen würde, haben Sie nicht für möglich gehalten?
Doch, das habe ich. Wenn man bedachte, mit welchen Personen wir es zu tun haben würden: Linksautonome Gewalttäter aus Südeuropa, die sich auf den Weg nach Hamburg machen, um hier ihr abscheuliches Vorgehen zu zeigen.
Von rechts kommt die Kritik, man gehe zu freundlich mit solchen Krawallmachern um. Von links heisst es, die Polizei sei viel zu schnell «reingefahren». Was stimmt nun?
Die Polizei hat von Anfang an eine sehr deutliche Linie gefahren. Ich möchte hier nicht von hart oder zu weich sprechen. Weil die Straftäter aber Guerillataktiken anwendeten, kam man mit dieser Linie nicht weit. Die Polizei war lange Zeit vollkommen überfordert. Denn soviel Personal kann gar nicht aufgewendet werden, um ein derartiges Vorgehen zu unterbinden.
Wer hat denn bei der Planung Fehler gemacht?
Der grundlegende Fehler war sicher, Hamburg als Austragungsort des G20-Gipfels zu wählen. Die Politik wurden von der Polizei sehr deutlich über die Risiken aufgeklärt. In der Vergangenheit wurden ja ganz bewusst eher ländliche Orte gewählt, die sehr viel einfacher zu schützen waren. Umso mehr hat es gewundert, dass die Wahl auf ein urbanes Zentrum wie Hamburg fiel.
Ihre Sicherheitsbedenken wurden von der Politik also nicht ernst genommen?
Das ist richtig. Und das macht uns unglaublich zornig, weil man mit offenem Auge ins Messer lief. Das war zu erwarten, was hier passiert ist.
Das Gespräch führte Samuel Wyss