Staatschefs wie Narendra Modi, der Premierminister von Indien, waren Ehrengäste auf dem G7-Gipfel in Elmau. Doch die bayrische Idylle trügte, denn auf der Agenda steht der globale Kampf um Einflusssphären.
Sie sind die Konkurrenten: das revisionistische Russland unter Präsident Wladimir Putin und das machthungrige China mit Staatschef Xi Jingping. Nun sucht man also Verbündete. So haben die G7 am Montag einflussreiche Länder des globalen Südens eingeladen – fünf aufstrebende Demokratien, in denen zusammen rund ein Viertel der Weltbevölkerung lebt. «Als Demokratien blicken wir ähnlich auf die Welt», sagt der deutsche Bundeskanzler und Gastgeber des Gipfels, Olaf Scholz.
«Wir sehen verschiedene Pole»
Tina Blohm, Expertin für Handelspolitik von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, beobachtete den G7-Gipfel vor Ort. Sie sieht in dem sich verschärfenden Wettstreit eine Chance. «Wir sehen viele verschiedene Pole, die es jetzt gibt. Aus der Perspektive der Entwicklungsländer kann dies ein Vorteil sein, denn man hat verschiedene Akteure, mit denen man zusammenarbeiten kann und welche darum ringen, mit dem jeweiligen Land zusammenzuarbeiten.» So gesehen werde es spannend zu sehen sein, wie afrikanische Länder zusammen agieren und ihre Partnerschaften gestalten, so Blohm.
China investiert seit 2013 in den Ausbau eines globalen Handels- und Infrastruktur-Netzes, in die sogenannte «Neue Seidenstrasse»; und schafft damit Abhängigkeiten in Entwicklungsländern. Mit Investitionen in der Höhe von 600 Milliarden Dollar wollen die G7-Staaten dagegenhalten. Das Geld soll für Infrastrukturprojekte in ärmeren Ländern eingesetzt werden. Ausserdem hat man am Montag eine engere Zusammenarbeit beim Klimaschutz beschlossen.
China: Fehdehandschuh ist aufgenommen
Doch China macht klar: Der Fehdehandschuh ist aufgenommen. «China begrüsst globale Infrastrukturprogramme. Es geht jedoch nicht darum, das eine mit dem anderen zu ersetzen. Wir stellen uns gegen jeden geopolitischen Plan, der unser Seidenstrassenprojekt schlecht macht», erklärte der Sprecher des Aussenministeriums, Zhao Lijian.
Auch der Versuch, Russland nach seinem Angriff auf die Ukraine weltweit zu isolieren, gestaltet sich schwierig. Die G7 will die Sanktionen weiter verschärfen, die meisten Ehrengäste machen da jedoch nicht mit. Indien beispielsweise hat seine Ölimporte aus Russland zuletzt noch gesteigert und kauft seit Langem russische Waffensysteme.
Wie gross ist die Einigkeit gegen Russland?
Gerade deshalb sei Dialog jetzt wichtig, sagt Stefanie Walter, Expertin für internationale Beziehungen an der Universität Zürich. «Wir vergessen oft im Westen, dass die Einigkeit gegen Russland gar nicht so gross ist. Weltweit sind viele Staaten in Verbundenheit mit Russland neutral positioniert.»
Es werde schwierig, Länder wie Indien oder Brasilien komplett auf eine Seite zu ziehen, so Walter. «Die haben auch wichtige wirtschaftliche Verbindungen, möchten sich nicht in den Konflikt ziehen lassen. Aber es ist bereits ein Erfolg, sie nicht zu sehr auf die andere Seite ziehen zu lassen.»
Auch wenn die Kulisse des diesjährigen G7-Gipfels friedlich anmutete, das Ringen um den besten Platz in einer neuen Weltordnung ist eröffnet.