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Gaspipeline Finnland/Estland Ermittler: Schäden an Pipeline deuten auf gezielte Aktion hin

Finnlands Regierung sieht Sabotage als Grund für die umfassenden Schäden an der Gaspipeline. Die Nato sichert Finnland und Estland ihre Unterstützung zu.

Rund ein Jahr nach dem Zwischenfall an der Pipeline Nord Stream 1 hat Finnland Schäden an einer Gaspipeline zu Estland festgestellt. Finnland geht von Einwirkungen von aussen aus, die das Leck in der Pipeline «Balticconnector» verursacht haben sollen.

Verdacht richtet sich gegen Moskau

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Offiziell heisst es, dass «professionelle Kräfte» hinter dem Anschlag auf die Pipeline stehen müssen – das Meer ist dort rund 70 Meter tief. Inoffizielle Stimmen, vor allem aus Armeekreisen, sprechen indes davon, dass Russland dafür verantwortlich sei – oder Spezialisten, die von Moskau beauftragt worden seien. Dafür spreche Ort und Zeitpunkt des Anschlags, heisst es.

Aus Moskau gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Signale, dass es zu solchen «Nadelstichen» gegen Finnland kommen könnte – als Gegenmassnahmen zu dessen Nato-Beitritt. Allerdings hatte man eher damit gerechnet, dass es irgendwo entlang der 1300 Kilometer langen Landgrenze zu Russland zu einem Zwischenfall kommen würde.

Klar ist: Es ist sehr schwierig für die Nato, all die Pipelines und Seekabel in der Ost- und Nordsee vor Anschlägen zu schützen. Teilweise handelt es sich um internationale Fahrwasser, die kaum lückenlos zu überwachen sind.

Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo liess bei seiner Medienkonferenz wenig Zweifel offen. Der Unterbruch der Gaspipeline durch die Ostsee zwischen Finnland und Estland sei die Folge von Sabotage: «Nachdem der Druck in der Pipeline «Balticconnector» am Sonntag plötzlich nachgelassen hatte, zeigten unsere Untersuchungen ein Leck in der Leitung, das durch Fremdeinwirkung entstanden war.»

Die Schäden an der Infrastruktur sind umfassender als zunächst angenommen.
Autor: Hanno Pevkur Verteidigungsminister Estland

An der Ostsee liegen Finnland und Estland rund 70 Kilometer auseinander. Seit dem finnischen Nato-Beitritt im Frühjahr und dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gilt der Finnische Meerbusen als sicherheitspolitischer Hotspot. Der östliche Teil der Ostsee grenzt bei St. Petersburg an Russland und bildet eine wichtige Wasserstrasse für russische Kriegsschiffe und Öltanker.

Zwei kleine Explosionen in der Nacht auf Sonntag

Wo am Dienstag das Leck entdeckt wurde, hatten in der Nacht auf Sonntag Seismologen zwei kleinere Explosionen registriert. Jetzt zeigt sich, dass bei der Sabotageaktion sowohl die Gasleitung als auch das Internetkabel beschädigt wurden.

Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur sagte, es handle sich um massive Verletzungen der Souveränität von Estland und Finnland. Zudem gab Pevkur in Tallinn vor den Medien eine Einschätzung der Schäden ab: «Die Schäden an der Infrastruktur sind umfassender als zunächst angenommen.»

Pevkur: Schäden durch schwere Gewalteinwirkung

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Laut dem estnischen Verteidigungsminister deute der Schaden auf mechanische Einwirkungen, beziehungsweise mechanische Zerstörung hin: «Es ist deutlich zu erkennen, dass die Schäden durch eine ziemlich starke Kraft verursacht wurden.» Was genau die Ursache war, müsse man noch präzisieren.

Nato sichert Finnland und Estland Unterstützung zu

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenbeg sicherte nach einem Telefonat mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö den beiden Mitgliedsstaaten die Unterstützung der Allianz zu. Insbesondere sollen Nato-Marineeinheiten die Fahrwasser in der Ostsee künftig besser überwachen.

Der Bau der Gaspipeline «Balticconnector» war im Anschluss an die völkerrechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Jahre 2014 begonnen worden. So sollte die Abhängigkeit Finnlands und Estlands im Energiebereich vom grossen Nachbarn im Osten reduziert werden.

Im letzten Jahr haben die beiden Staaten russische Gasimporte schliesslich ganz eingestellt.

HeuteMorgen, 11.10.2023, 06:00 Uhr

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