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Geächtet und misshandelt Grausame Schwulenverfolgung am Rande Europas

In Westeuropa haben Homosexuelle immer mehr Rechte. In unmittelbarer Nachbarschaft sind sie weiterhin Gewalt ausgesetzt. Das zeigen aktuelle Beispiele aus Russland, Aserbaidschan und Ägypten.

Russland und die Blackbox Tschetschenien: Die Meldungen von letztem Frühling aus Tschetschenien waren an Grausamkeit kaum zu überbieten. Von systematischen Übergriffen auf Homosexuelle war die Rede. Doch bis heute ist unklar, was genau passiert ist. Die Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» schreibt von einer Säuberungswelle. Dutzende Männer seien von der Polizei verhaftet worden, weil sie angeblich schwul sind. Die Männer seien an unbekannten Orten festgehalten und gefoltert worden, um die Namen von weiteren mutmasslich homosexuellen Personen herauszupressen.

Russlands prominentester Kämpfer für die Rechte von Homosexuellen, Nikolai Alexejew, sagt gegenüber #srfglobal, der Fall Tschetschenien sei sehr undurchsichtig. Mehrere schwule Männer seien aus dem Land geflohen, harte Beweise für grossangelegte Übergriffe durch die Polizei würden bis jetzt aber nicht vorliegen.

Alexejew betont aber, die Verfolgung und Erniedrigung von Schwulen und Lesben sei in ganz Russland ein Problem. Homosexuelle seien überall Polizeiwillkür und Gewalt ausgesetzt. Das habe er mehrfach auch persönlich erleben müssen.

Misshandlungen durch die ägypische Polizei: In Ägypten begann die jüngste Gewaltwelle gegen Homosexuelle ganz harmlos: An einem Rockkonzert Ende September in Kairo schwenkten Konzertbesucher die Regenbogenfahne, das weltweite Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung. Als Fotos davon in den Medien auftauchten, geriet das Blut der ägyptischen Konservativen in Wallung und die Medien füllten sich mit homophober Hetze.

Konzertbesucher mit Regenbogenfahne
Legende: Fans der libanesischen Gruppe Mashrou Leila schwenken am Konzert in Kairo im September eine Regenbogenfahne. afp

Die ägyptische Generalstaatsanwaltschaft schritt ein und ordnete eine Untersuchung an. Damit begann eine Repressionswelle gegen angeblich homosexuelle Menschen. Offiziell wurden bis am 3. Oktober 27 Männer und Frauen verhaftet. Der Vorwurf: «Ausschweifungen».

Laut der Menschenrechtsorganisation «Amnesty International» wurden einige der verhafteten Männer einer Analuntersuchung unterzogen. Damit will die Polizei homosexuelle Beziehungen nachweisen. In erster Linie geht es dabei aber um Erniedrigung.

Homosexualität ist in Ägypten eigentlich nicht verboten, aber ein gesellschaftliches Tabu. Schwule, Lesben und Transgender werden als abnormal angesehen. Unter fadenscheinigen Vorwänden gehen die Behörden immer wieder gegen sie vor.

Zwangsuntersuchungen in Asarbaidschan: Auch in Aserbaidschan ist Homosexualität seit dem Jahr 2000 legal. Schwule, Lesben und Transgender werden dennoch gesellschaftlich geächtet. Im September nahm die Polizei in der Hauptstadt Baku dutzende Personen fest. Sie warf ihnen etwa vor, sie würden sich «unpassend verhalten» oder «Krankheiten verbreiten».

Laut der LGBT-Nichtregierungsorganisation «ILGA-Europe» mussten die Verhafteten unter Zwang eine medizinische Untersuchung über sich ergehen lassen. Zudem sei es zu Misshandlungen gekommen. Das ist ein klarer Verstoss gegen die Europäische Menschrechtskonvention, die Aserbaidschan unterzeichnet hat – ebenso wie Russland.

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