Nach vier Jahren Krieg steht Jemen am Rande der Hungersnot. Daran haben die Gespräche zwischen den Kriegsparteien im letzten Dezember vorerst nichts geändert. Die UNO hat deshalb in Genf zu einer weiteren Geberkonferenz gerufen – und dabei auf gut vier Milliarden Dollar Hilfe gehofft.
Millionen vom Hunger bedroht
Angesichts der Not in Jemen sprechen die Vereinten Nationen noch immer von der schlimmsten humanitären Krise unserer Zeit. Den Angaben zufolge sind 80 Prozent der Bevölkerung – das sind 24 Millionen Menschen – auf Hilfe von aussen angewiesen. Zehn Millionen sind direkt von Hunger bedroht, darunter viele Kinder.
Zugesagt wurden an der Genfer Konferenz 2,6 Milliarden Dollar. Für UNO-Generalsekretär António Guterres ist dies ein Erfolg: Es seien 30 Prozent mehr als bei der Geberkonferenz vor einem Jahr. Nun hoffe er darauf, dass im Laufe des Jahres noch mehr Geld zusammenkomme.
Wie bereits im Vorfeld erwartet, gehören Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate wieder zu den grössten Geldgebern. Es sind dies jene Golfmächte, die in Jemen auch militärisch eine Hauptrolle spielen.
Sie führen die Militärkoalition an, welche gegen die Houthi-Rebellen kämpft. Ziel ist es, die Regierung von Präsident Abd Rabou Mansour Hadi im ganzen Land wieder an die Macht zu bringen. Doch der Preis in Form von direkten Kriegsopfern und Leid für die Bevölkerung ist enorm.
Der Krieg muss endlich beendet werden
Humanitäre Hilfe ist dringend, doch entscheidend wäre ein Abflauen des Kriegs. Das würde Verkehrswege und Märkte öffnen, die medizinische Versorgung erleichtern, die Wirtschaft weg vom Nullpunkt bringen. Die Menschen hätten wieder eine Perspektive.
An einem Treffen in Schweden reichten sich die Delegationschefs beider Konfliktparteien im letzten Dezember zwar die Hand. Das wurde damals als Erfolg verbucht. Zugleich wurden erste vertrauensbildende Massnahmen beschlossen.
Doch danach ist nicht mehr viel passiert, keine der Massnahmen wurde umgesetzt. So wird noch immer wird über einen Gefangenenaustausch verhandelt, der im Dezember bereits als besiegelt galt; oder über die Modalitäten eines Truppenabzugs aus der Hafenstadt Hudeida, wo 70 Prozent der Hilfsgüter umgeschlagen werden.
UNO bemüht sich um Fortschritte
Der Sondergesandte der UNO für Jemen, Martin Griffiths, spricht dennoch weiter von einer positiven Dynamik. Er glaubt auf beiden Seiten den Willen zu erkennen, den Gesprächsfaden nicht abreissen zu lassen.
Vorgesehen ist nun, dass sich die Konfliktparteien in einem ersten Schritt wenigstens aus dem Gebiet der unmittelbaren Hafenanlagen um Houdeida zurückziehen. Dabei soll einer der zentralen Kornspeicher freigegeben werden, dort lagert Getreide für mehr als drei Millionen Menschen.
Griffiths hofft, dass dieser erste Entspannungsschritt in den nächsten Tagen Realität werden könnte. Alles Weitere bleibt in der Schwebe.