«Hände weg von Mazedonien», rufen tausende Griechinnen und Griechen auf dem Athener Syntagma-Platz und den Strassen drum herum. Familien mit kleinen Kindern, Studenten und ältere Menschen: Sie alle protestieren gegen die Lösung im Namensstreit, auf die sich die griechische und mazedonische Regierung geeinigt haben.
Der 56-jährige Xenofon Tzouras ist aus der nordgriechischen Stadt Kavala angereist, 650 Kilometer von Athen entfernt. «Ich hätte auch zu Hause bleiben können, aber ich glaube fest daran, dass wir auf diese demokratische Weise protestieren müssen. Denn wir alle glauben, dass dieses Abkommen ein Verrat an unser Vaterland ist. Sie geben den Namen her, sie geben einen Teil unserer griechischen Seele ab, ohne uns zu fragen.»
Sie geben den Namen her, sie geben einen Teil unserer griechischen Seele ab, ohne uns zu fragen.
Seine Heimatstadt Kavala liegt in der griechischen Region Mazedonien. Die ehemalige jugoslawische Republik im Norden dürfe hingegen weder als Mazedonien noch als Nordmazedonien anerkannt werden, sagt er. Ein anderer Name müsse her, einer, der mit der griechischen Antike und der gleichnamigen griechischen Provinz nichts zu tun hat.
In die rechte Ecke gedrängt?
Die 59-jährige Evangelia Mylonopoulou ist da kompromissbereiter. Im Namen der Nachbarn müsste aber die slawische Abstammung ihrer Nation erkennbar sein, findet sie: «Wir wollen doch auch eine gute Nachbarschaft und dass auch dieses Volk einen Fortschritt durchmacht. Ich denke, wenn sie sich ‹Slawomazedonier› nennen würden und ihre Sprache Slawomazedonisch, wäre das ein guter Kompromiss.»
Dass die griechische Regierung die Demonstranten schnell in die rechte Ecke schiebt und die Demo als «ultranationalistisch» abstempelt, macht viele hier wütend. Und als am Rande der Kundgebung Tränengas eingesetzt wird, sehen es viele Demonstranten als Versuch, eine grösstenteils friedliche Kundgebung aufzulösen.
Wir sind für Mazedonien hier, und das geben wir nicht her. Egal was unsere Politiker machen.
«Guck dir das an, ich kann nicht atmen, meine Augen, mein Hals, alles tut weh», sagt eine 60-jährige Frau, die ihren Schal vor ihr Gesicht hält. «Doch wir sind für Mazedonien hier, und das geben wir nicht her. Egal was unsere Politiker machen.»
Regierung hält an Abkommen fest
Trotz der Proteste vom Sonntag hält die linke griechische Regierung am Abkommen fest. Noch diese Woche soll das Parlament die Vereinbarung ratifizieren. Dann darf sich die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien offiziell in Nordmazedonien umbenennen.