- Bei einem Anschlag auf dem Gelände eines Rüstungsunternehmens in der Türkei sind Regierungsangaben zufolge fünf Menschen ums Leben gekommen.
- 22 Menschen seien bei dem Angriff in einem Aussenbezirk der Hauptstadt Ankara verletzt worden.
- Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya machte die kurdische Arbeiterpartei PKK für den Anschlag verantwortlich.
- Die Türkei reagierte in der Nacht mit Luftangriffen auf Stellungen der PKK in Irak und Syrien.
Der Anschlag trage die Handschrift der PKK, sagte Yerlikaya, ohne weitere Details zu nennen. Zwei Angreifer seien getötet worden, hatte er zuvor auf der Plattform X bekanntgegeben. Justizminister Yilmaz Tunc erklärte, Ermittlungen seien eingeleitet worden.
Laut Vizepräsident Cevdet Yilmaz sind vier der Opfer Mitarbeiter des Unternehmens. Das fünfte Todesopfer sei ein Taxifahrer. Wenige Stunden nach dem Anschlag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Vorfall auf der Plattform X als «feigen Anschlag» auf ein Zugpferd der türkischen Verteidigungsindustrie bezeichnet.
Am Nachmittag hatten Angreifer auf das Gelände des Rüstungsunternehmens Tusas vordringen wollen. Auf von Medien verbreiteten Videos war eine Explosion zu sehen und es waren Schüsse zu hören.
Rüstungskonzern stellt Drohnen und Kampfjets her
Der staatsnahe Sender DHA berichtete von drei Attentätern, die mit einem Taxi angekommen seien. Videoaufnahmen zeigten zudem eine Explosion, im Hintergrund hörte man Schüsse.
Der Anschlag ereignete sich auf dem Gelände des Unternehmens Türkische Luft- und Raumfahrt (Tusas) im Bezirk Kahramankazan, etwa 45 Kilometer ausserhalb von Ankara. Tusas ist Entwickler und Produzent von Luft- und Raumfahrtsystemen wie Kampfflugzeugen und Drohnen. Tusas hat unter anderem die Prototypen des türkischen Kampfflugzeuges Kaan mitentwickelt. Laut Analysten werden Drohnen von Tusas sowohl im Kampf gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK als auch gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von der Türkei eingesetzt.
Neue Entwicklungen im Fall von inhaftiertem Öcalan
In der Türkei haben in der Vergangenheit sowohl der IS, die linksextremistische Revolutionäre Volksbefreiungsfront DHKP-C als auch die PKK schwere Anschläge verübt, auch in Ankara. Im Oktober 2023 etwa hatte sich ein Selbstmordattentäter vor dem Innenministerium in Ankara in die Luft gesprengt, zwei Beamte wurden verletzt. Die PKK bekannte sich zu dem Anschlag. Die türkische Regierung reagierte mit Dutzenden Festnahmen innerhalb der Türkei und Luftschlägen im Nordirak, wo das PKK-Hauptquartier liegt.
Der jetzige Anschlag ereignete sich, kurz nachdem die Ultranationalisten der Partei MHP überraschend eine mögliche Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan thematisiert hatten. Die MHP ist Erdogans Regierungspartner. Ihr Chef Devlet Bahceli hatte dies jedoch an eine Entwaffnung der Terrororganisation geknüpft. Beobachter werten dies als ein Zeichen dafür, dass es möglicherweise zu einem neuen Friedensprozess zwischen Regierung und PKK kommen könnte. Der letzte Versuch war 2015 gescheitert. Ob ein Zusammenhang zu dem Anschlag besteht, war völlig unklar.