Ein Tweet sorgte in Militärkreisen kürzlich für Überraschung: Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak kündigt am 19. Mai an, was wenig später offiziell bestätigt wird: Polen kauft nächstes Jahr 24 türkische Bayraktar TB2-Drohnen.
Die unbemannten mit Raketen bestückten Flugkörper haben eine Reichweite von bis zu 150 Kilometer und sollen die Sicherung der polnischen Grenze vor allem Richtung Osten verstärken.
Technologische Aufrüstung dank Türkei
Damit reiht sich Polen als erster Nato-Partner in die Liste von Ländern ein, die dank der Türkei technologisch aufrüsten. Ankara befehligt nach den USA nicht nur die zweitgrösste konventionelle Streitmacht im Nordatlantischen Pakt. Die Türkei entwickelt sich zielstrebig zur weltweit drittgrössten Drohnenmacht, die mit ihrer modernen Militärtechnologie alliierte und nicht-alliierte Konkurrenten immer mehr unter Druck setzt.
So will der Westen sich gerade von der Türkei nicht vorschreiben lassen, wie Drohnen in künftige Militärstrategien der Nato einbezogen werden. Gerade von dem Land, das wegen seiner kompromisslosen Kriegsführung im eigenen Land gegen die kurdische Bevölkerung vom Kauf sogenannten Killerdrohnen ausgeschlossen wurde!
Konkurrenz ist besorgt
Gleichzeitig beobachten westliche Rüstungsnationen mit Spannung und Schauern, wie die Türken es geschafft haben, quasi unter Embargo und ohne fremde Hilfe ein eigenes Drohnenprogramm auf die Beine zu stellen.
Auch Israel und China – neben den USA die wichtigsten Hersteller von Kampfdrohnen – schauen mit Sorge auf die neue Konkurrenz. Denn Ankara hat in verschiedenen Kampfeinsätzen bereits bewiesen, dass türkische Drohnentechnologie den grossen Waffen-Player Russland stark bedrängen könnte.
So entscheiden Bayraktar TB2-Drohnen den Kampf um die Lufthoheit in Nord-Syrien, im Kaukasus oder in Libyen. In allen Fällen war die konventionell russisch-unterstütze Kriegsführung auf gegnerischer Seite unterlegen.
Ähnliches könnte sich jetzt in der Ukraine wiederholen. Denn auch Kiew hat türkische Drohnen gekauft, um sie im Ernstfall gegen die russisch unterstützen Separatisten im Osten des Landes einzusetzen.
Alle wollen die «türkische Wunderwaffe»
Ankara treibt dabei ein gefährliches Spiel. Denn Moskau wird nicht tatenlos zusehen, wenn türkische Militärtechnologie russische Interessensphäre immer mehr bedrängt.
Andererseits fühlt sich die Türkei bestätigt: denn die Liste der Länder, die für Kampfdrohnen anstehen, wird immer länger: Von Marokko über Tunesien bis Qatar und Saudi-Arabien will sich halb Nordafrika und die arabischen Länder mit Militärtechnik «Made in Turkey» eindecken – egal ob sie alliiert oder politische Gegner sind. Allein die Sehnsucht nach der türkischen Wunderwaffe verbindet.