Das aktuelle Säbelrasseln zwischen Russland und der Ukraine wird weltweit mit Sorge beobachtet – und besonders aufmerksam in der Türkei. Der dritte grosse Anrainer-Staat des Schwarzen Meers versucht eine komplizierte Balance zwischen den beiden zerstrittenen Nachbarn Russland und Ukraine.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mag mit seinem autokratischen Stil wesensverwandt sein mit Russlands Präsident Wladimir Putin, aber Erdogan sucht gleichzeitig nach strategischen Verbindungen zur Ukraine. Und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Eine wichtige Rolle spielen dabei türkische Kampfdrohnen.
Es ist nur ein paar wenige Jahre her, da dominierten die USA, China und Israel mit ihren ferngesteuerten Kampfmaschinen die Lüfte – und den Exportmarkt. Manche dieser fliegenden Roboter führen Geschosse mit, andere, sogenannte Kamikazedrohnen, stürzen sich direkt auf ihre Ziele, wieder andere werden mit hochsensiblen Sensoren und Kameras zur Gefechtsaufklärung eingesetzt.
Seit fünf Jahren mischt die Türkei in dem Sektor immer stärker mit. Sie hat selber ein Arsenal aufgebaut, das in der Region seinesgleichen sucht. Und sie exportiert ihre Kampfdrohnen inzwischen auch in die Nachbarschaft. Ein Argument ist der Preis: Die türkischen Drohnen seien halb so teuer wie vergleichbar tödliche Angebote der Konkurrenz, heisst es.
Die bedeutendsten der türkischen Drohnen kommen aus dem Konzern von Selçuk Bayraktar und heissen auch nach dem Ingenieur. Dass er die jüngste Tochter Erdogans heiratete, dürfte den Firmenerfolg nicht geschmälert haben. Aber auch der staatliche türkische Rüstungskonzern entwickelt erfolgreiche Gefechtsdrohnen.
Ironischerweise begann die Erfolgsgeschichte damit, dass die USA ihre eigenen Drohnen der Türkei vorenthielten. Erdogan machte das strategische Geschäft zur Chefsache. Nicht nur die Landstreitkräfte und der Geheimdienst, auch die türkische Marine setzt immer stärker auf die ferngesteuerten Fluggeräte, deren Verwendung nur einen Bruchteil eines Kampfjeteinsatzes kostet. Und niemals eigene Opfer fordert.
«Die ganze Welt beneidet uns um unsere Drohnen», schwärmt der Präsident. Allerdings, Erdogan macht sich damit nicht nur Freunde. Kanada etwa stoppte nach dem Krieg im Kaukasus die Lieferung von Sensoren für die türkische Drohnenproduktion.
Doch das ficht die Türkei nicht an. Sie strebt danach, immer mehr Bauteile für ihre Drohnen selber herzustellen, sucht gleichzeitig nach alternativen Anbietern, die weniger kritisch hinschauen. Die Ukraine könnte so einer sein – und mit ihren Motoren als Rüstungszulieferer für die Türkei interessant werden, nicht nur als Käufer.