Schon Stunden vor dem Gerichtstermin versammelten sich Hunderte von Menschen rund um das Gerichtsgebäude in Washington. Die Stimmung: friedlich und ziemlich ausgelassen. Trump-Gegnerinnen, Trump-Anhänger, Schaulustige, Touristen und Medienschaffende mischten sich bunt durcheinander.
Alle wollten bei diesem beispiellosen Moment in der US-amerikanischen Geschichte dabei sein. Noch nie war ein Ex-Präsident angeklagt, weil er versucht haben soll, die reibungslose Machtübernahme des gewählten Nachfolgers zu verhindern.
Die einen feiern Anklage, andere möchten Trump zurück
Die Anklage ist für Adan ein Grund zu feiern. Sie habe extra freigenommen und sei hier, weil Donald Trump eine Verschwörung gestartet habe, um das Wahlresultat zu kippen und mit seinem Angriff auf die Demokratie beinahe erfolgreich gewesen wäre. Donald Trump gehöre vor Gericht und hoffentlich ins Gefängnis, sagt sie.
Ganz anders sieht dies John. Er reiste aus New Jersey an, um Trump zu unterstützen. Sein Boss, wie er ihn nennt, habe nichts Falsches gemacht und sei ein amerikanischer Held, der Grossartiges geleistet habe für dieses Land. John wünscht sich Donald Trump mehr denn je als Präsidenten zurück.
Die wenigsten konnten einen Blick auf Donald Trump erhaschen, als dieser in seiner Limousine ankam und anschliessend im Gerichtsgebäude verschwand. Dort verlas die zuständige Richterin die Anklageschrift. Darin steht auch, dass Donald Trump gewusst habe, dass sein Vorwurf der Wahlfälschung unwahr sei.
Anklageverlesung nur 500 Meter vom Kapitol entfernt
Das Verbreiten der Wahllüge habe darin gegipfelt, dass Trumps Fans am 6. Januar 2021 das Kapitol gewaltsam gestürmt hätten. Luftlinie nur rund 500 Meter vom Kapitol entfernt, plädierte Donald Trump gut zweieinhalb Jahre später nun in sämtlichen Anklagepunkten für «nicht schuldig».
Bevor er wieder in sein Flugzeug nach New Jersey stieg, hatte er in einem kurzen Statement von einem «sehr traurigen Tag für Amerika» gesprochen. Es handle sich um eine politische Verfolgung derjenigen Person, die bei Umfragewerten deutlich vorne liege – im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur und auch gegenüber Präsident Joe Biden. Dies hätte in Amerika nie passieren dürfen.
Prozessbeginn noch offen
Noch ist offen, wann der Strafprozess in Washington beginnt. Formalitäten werden in einer ersten Anhörung Ende August besprochen. Schon bald könnte Donald Trump jedoch zum vierten Mal angeklagt werden. Diesmal im Bundesstaat Georgia, weil er versucht haben soll, das Wahlresultat zu kippen.
Trump-Gegnerin Nadine will auch dann wieder dabei sein. Sie sei mit Freundinnen auf einem Roadtrip, einer Trump-Anklage-Tour, und sei überzeugt, dass Trump in Georgia erneut angeklagt werde. Wird Donald Trump ein viertes Mal angeklagt, wird er aber auch in Georgia Fans haben, die zu ihm stehen.