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Protestwelle in Algerien schwillt an (unkomm.)
Aus News-Clip vom 13.04.2019.
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Gewalt bei Demos in Algerien «Sie werden alle gehen»

  • Bei neuen Protesten in Algerien wurden Dutzende Menschen festgenommen und über 25 Polizisten verletzt.
  • In Online-Netzwerken war zu den Kundgebungen aufgerufen worden.
  • Anfang der Woche hatte das Parlament den 77 Jahre alten Abdelkader Bensalah zum Interimspräsidenten ernannt. Er gilt als Weggefährte des zurückgetretenen Präsidenten Bouteflika.

Den achten Freitag in Folge sind Tausende Menschen in Algerien auf die Strassen gegangen, um gegen die Staatsführung zu protestieren. Trotz des Rücktritts des Langzeitpräsidenten Abdelaziz Bouteflika in der vergangenen Woche forderten die Menschen grundlegende demokratische Reformen.

Über 100 Festnahmen

Zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei kam es in der Hauptstadt Algier. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Nach Angaben der Generaldirektion für Nationale Sicherheit wurden 27 Polizisten verletzt, vier von ihnen schwer. 108 Menschen seien festgenommen worden. Nach Angaben der Behörde hätten sie Steine auf Polizisten geworfen und mehrere Polizeiautos beschädigt.

Die aktuelle Übergangsphase muss von Männern und Frauen geleitet werden, die vom algerischen Volk akzeptiert werden
Autor: Mustapha Bouchachi Prominenter Oppositionspolitiker in Algerien

Der prominente Oppositionelle Mustapha Bouchachi betonte auf einer Kundgebung am Freitag, dass die Forderungen der Demonstranten noch nicht erfüllt seien. «Das Volk ist eindeutig: Die aktuelle Übergangsphase muss von Männern und Frauen geleitet werden, die vom algerischen Volk akzeptiert werden.»

«Ich werde nicht wählen. Wozu auch?»

Anfang der Woche hatte das Parlament den 77 Jahre alten Abdelkader Bensalah zum Interimspräsidenten ernannt. Er gilt als Weggefährte des zurückgetretenen Präsidenten Bouteflika. Bensalah setzte eine Neuwahl des Präsidentenamts für den 4. Juli an.

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Aus dem Archiv: Frankreich hält sich in Algerien zurück
Aus Tagesschau vom 12.04.2019.
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Viele vor allem junge Demonstranten sehen darin aber nur die Fortsetzung eines bestehenden Systems. «Ich werde nicht wählen. Wozu auch?», sagte der 22-jährige Walid in der Hauptstadt Algier. Die Menge vor dem Hauptpostamt, dem zuletzt wichtigsten Versammlungsort, skandierte «friedlich, friedlich». Demonstranten versuchten, Polizeibeamte auf die Seite der Protestteilnehmer zu holen.

Erst gegen Bouteflika, jetzt gegen gesamte Führung

In Online-Netzwerken war zum Protest unter dem Motto «Sie werden alle gehen» aufgerufen worden. Nach dem erzwungenen Rücktritt von Langzeit-Präsident Abdelaziz Bouteflika stören sich die Demonstranten unter anderem an der Einsetzung seines langjährigen Weggefährten Abdelkader Bensalah als Interimspräsidenten.

Am Dienstag hatte die Polizei erstmals Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt. Am Freitag wurde zudem zum ersten Mal der Zugang zu dem alten Postgebäude in der Hauptstadt Algier abgeriegelt. Der Polizei gelang es aber nicht, die Demonstranten fernzuhalten und zu vertreiben. Was als Protest gegen Präsident Bouteflika begann, ist innerhalb von zwei Monaten zu einer Demonstration gegen die gesamte algerische Führungselite geworden.

Armeechef: «Unrealistische Slogans»

Die Demonstranten bemängeln, Wahlen könnten innerhalb des Systems, zu dem Bouteflika gehörte, weder frei noch fair sein. Der einflussreiche Armeechef Ahmed Gaïd Salah wies die «unrealistischen Slogans» der Protestbewegung zurück.

Die Menschen in Algerien protestieren gegen eine aus ihrer Sicht korrupte Wirtschafts- und Machtelite, die die Geschicke des Landes leite. Mehrere Millionen Menschen sind zeitweise im grössten afrikanischen Land auf die Strasse gegangen.

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