- Erste Analysen lassen darauf schliessen, dass die Opfer des Luftangriffs in Chan Scheichun am Dienstag dem chemischen Kampfstoff Sarin ausgesetzt gewesen waren.
- Dies teilte der türkische Justizminister mit.
- Bei dem Angriff auf die von Rebellen kontrollierte nordsyrische Kleinstadt hatte es laut Aktivisten mindestens 86 Tote gegeben. Nach UNO-Angaben sind unter den Toten mindestens 27 Kinder.
Das türkische Gesundheitsministerium teilte mit, 31 Verletzte des Angriffs würden in der Türkei behandelt, drei von ihnen seien gestorben. Diese Toten seien in Gegenwart von Vertretern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Adana untersucht worden. Dabei seien Hinweise auf Sarin gefunden worden.
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Schon zuvor hatte der türkische Justizminister Bekir Bozdag von Hinweisen auf den Einsatz von Chemiewaffen bei dem Angriff gesprochen. Er machte die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad verantwortlich. Die Regierung in Damaskus wies aber jede Verantwortung zurück.
Damaskus: Rebellenlager beschossen
Aussenminister Walid al-Muallim schloss sich der Darstellung des syrischen Verbündeten Russland an, wonach der Kampfstoff bei einem Luftangriff der syrischen Regierungstruppen auf ein Lager der Rebellen austrat, in dem sie Chemiewaffen für einen Einsatz im Irak lagerten.
Sarin gehört zu den chemischen Kampfstoffen, die unter die Vereinbarung fallen, in der Damaskus im September 2013 auf Druck der USA zugesagt hatte, sämtliche Chemiewaffen unter Aufsicht der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ausser Landes zu bringen und dort zu zerstören. Die Operation wurde im Januar 2016 offiziell abgeschlossen.
Nach UNO-Untersuchungen haben im Syrien-Konflikt sowohl die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad als auch die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) bereits Giftgas eingesetzt.
Für Kreml «monströses Verbrechen»
Am Donnerstag nannte der Kreml den Angriff in Chan Cheichun ein «monströses Verbrechen». Die Vorwürfe vor allem westlicher Staaten gegen Damaskus basierten jedoch nicht auf objektiven Fakten.
Präsident Wladimir Putin warnte vor vorschnellen Schuldzuweisungen an wessen Adresse auch immer. Das sei unannehmbar. Erst müsse es eine «sorgfältige und unvoreingenommene internationale Untersuchung» geben. Die USA und andere westliche Regierungen werfen der Regierung in Damaskus vor, für den Angriff verantwortlich zu sein.
Merkel spricht von «Schande»
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kritisierte Russland wegen der Blockade einer UNO-Sicherheitsratsresolution zum Giftgas-Angriff in Syrien scharf. Ohne Moskau direkt zu nennen, sagte die Kanzlerin: «Es ist eine Schande, dass keine Sicherheitsratsresolution zustande kommt. Und hier müssen gerade diejenigen, die sich verweigern, überlegen, welche Verantwortung sie damit auf sich nehmen.»