Der Hinterhof in einem Township am Rande von Harare sieht aus wie ein Autofriedhof. Ausgehöhlte Busse, Personenwagen mit schlaffen Pneus, tief im Sand vergraben, und dazwischen bunte Wäsche, die im Wind flattert.
Die Autos sind allerdings nicht leer. Sie dienen als Sitzplätze für dutzende von Kindern und Jugendlichen, die hier von zwei Lehrern unterrichtet werden. Der eine erzählt den Mädchen im Opel von der Französischen Revolution, der andere unterrichtet jene, die auf der Haube des Wagens sitzen, in Mathematik.
Der 25-jähriger Lehrer Sidwell Hope erklärt, dass ihn der Ruf von Simbabwe als «primitives Land» deprimiere: «Unsere Jugend ist nicht dumm, doch wird sie nicht gefördert. Während des Lockdowns verhielten sich vor allem die Buben zunehmend kriminell und schlossen sich zu Banden zusammen. Einige Mädchen prostituierten sich. Die Kombination aus Armut und Langeweile war verheerend. Darum bieten wir diesen Unterricht an.»
Die Lehrer unterrichten nicht gratis, sie sind seit einem Jahr arbeitslos. Pro Kind erhalten sie je nachdem rund drei Franken pro Monat. Mit über 50 Lernenden verdienen sie sogar etwas mehr als den staatlichen Monatslohn von 50 Franken.
Mechaniker Robert Tabane schickt seine drei Töchter in den Unterricht. Er selbst schlägt sich wie die meisten Simbabwer im informellen Sektor mehr schlecht als recht durch, doch in die Bildung seiner Töchter investiert er gerne: «Hier lernen sie zumindest etwas. Die Lehrer an den staatlichen Schulen sind unmotiviert, sie verdienen kaum etwas. Es ist ein undankbarer Job.»
Die Schülerinnen und Schüler sind sehr konzentriert. Im Unterschied zu den staatlichen Schulen, wo oft 50 Lernende in ein Zimmer gepfercht werden und der Schulstoff im monotonen Frontalunterricht gepaukt wird, geht es in diesem Hinterhof interaktiv zu und her.
Maria Mabuya, eine 15-jährige Schülerin meint, dass es hier bei weitem sympathischer sei, man kenne sich und es sei nicht so anonym wie an der öffentlichen Schule. Zudem sei die Gefahr, sich dort mit Covid-19 anzustecken viel höher.
Die staatlichen Schulen sollen bald phasenweise wieder öffnen, mit entsprechenden Hygienemassnahmen, an die hier allerdings niemand glaubt. «Ich bin da skeptisch», meint Maria, «ich bleibe lieber hier».
Hat sich im simbabwischen Schulsystem wieder etwas Normalität eingestellt, werden Hinterhofschulen wie diese nicht verschwinden. Sie bieten weiterhin Nachhilfeunterricht an – eine Dienstleistung, die die Kinder in diesen Pandemie-geprägten Zeiten besonders dringend brauchen werden.