Zwischen Sonora in Mexiko und Arizona in den USA ist die grüne Grenze grau und staubtrocken. Die Luft flimmert in der Hitze der Wüste, es ist über 40 Grad Celsius. Migranten vertrauen sich zwielichtigen Schleppern an, Kojoten genannt, und wandern heimlich in die USA ein.
Manche kommen nie an, denn unter den Menschenschmugglern sind einige Kriminelle, die für eine Handvoll Dollar ihre Klienten ausrauben und in der Wüste zurücklassen. Über 300 Menschen sterben pro Jahr an der Grenze, verhungern, werden ermordet, von Schlangen gebissen, ertrinken in Flüssen, oder, – das ist die Haupttodesursache – verdursten in der Wüste.
Menschenschmuggel ist aufwändiger geworden
Eduardo ist ein Kojote, ein Menschenschmuggler. Zum Interview fährt er im schwarzen BMW 380 vor. Er nimmt viel Geld von den 10 bis 15 Migranten, die er nachts über die Grenze bringt. «In den Hitze-Monaten leiden viele unter Wasserentzug, und halten den langen Weg nicht durch. Nach Los Angeles kostet es mindestens 3000 Dollar, früher nur die Hälfte. Aber jetzt gibt es mehr Überwachung, mehr Grenzpatrouillen, Kameras und Sensoren», sagt er.
Nach Los Angeles kostet es mindestens 3000 Dollar, früher nur die Hälfte.
Denn die Verstärkung der Grenzanlagen ist keine Idee von Donald Trump, schon seit zehn Jahren bauen die USA Grenzschutz auf. Über sieben Milliarden Dollar haben sie dafür ausgegeben. Die ersten, die davon profitieren, sind Kojoten wie Eduardo und das organisierte Verbrechen.
Nur ein Drittel der Grenze ist dicht
Nur etwa ein Drittel der gut 3100 Kilometer langen Grenze ist hermetisch abgeriegelt. Wer hinüber will, muss in lebensgefährliche, abgelegene Gebiete ausweichen. Denn in den Städten ist die Grenze dicht, nahezu unüberwindbar.
Die mexikanische Auswanderung habe sich sehr verändert, sagt Rodolfo Corona von der Universität Tijuana. Zwischen Tijuana und San Diego etwa erinnere die Grenze schon an die frühere Berliner Mauer, nur ohne Selbstschuss-Anlagen. Corona registriert zwei Folgen des bisherigen Ausbaus der Grenzanlagen: «Die Mauer hält sehr arme Leute vom Hinübergehen ab. Es ist zu teuer und zu gefährlich geworden.» Nun migriere eher die Mittelschicht.
Weniger mexikanische Illegale in den USA
Insgesamt aber ist die Zahl der Mexikaner, die ohne Erlaubnis in den USA leben, gesunken: von 12,7 Millionen 2007 auf heute 11 Millionen. Ein halbes Jahrhundert der Masseneinwanderung sei zu Ende, resümiert das US-amerikanische Pew Research Center.
Und auch die Abschiebung ist keine Erfindung von Donald Trump. Allein in den letzten fünf Obama-Jahren sind unter hohem finanziellen Aufwand mehr als 1,7 Millionen Mexikaner deportiert worden.
Einer von ihnen ist der 32-jährige Sergio Cortéz. Er hat 17 Jahre lang in North-Carolina gearbeitet. Er lebte, wie viele illegale Gastarbeiter, als willkommener Arbeiter, aber als unwillkommener Gast. Nun ist er mit nicht mehr als zwei Plastiktaschen abgeschoben worden. «Die USA, nein, das hat mir nichts gebracht, ich stehe jetzt genauso arm da wie vorher. Ich muss nochmal bei null anfangen.»
Die USA, nein, das hat mir nichts gebracht, ich stehe jetzt genauso arm da wie vorher. Ich muss nochmal bei null anfangen.
Ständig steigend ist allerdings die Zahl der Migranten aus Mittelamerika: Honduraner, Guatemalteken und Salvadorianer fliehen vor der ausufernden Bandengewalt.
«Für Mexikaner gibt es keine Barrieren»
Auf der Azteken-Pyramide im Berg-Städtchen Malinalco, 1200 km südlich der Grenze, plagen den 32-jährigen Juan Guzmán diese Sorgen nicht. Trump betreffe stolze Mexikaner nicht wirklich: «Und wenn Trump die Mauer bis in den Himmel baut, dann buddeln wir uns halt unter der Erde durch.»
Und wenn Trump die Mauer bis in den Himmel baut, dann buddeln wir uns halt unter der Erde durch.
Niemand mehr wird Hamburger braten
Und wenn niemand mehr in die USA gehe, grinst er, «dann werden die Gringos schon sehen, was sie davon haben. Wenn keiner Frühstück oder Hamburger zubereitet, wenn die Baukräne stillstehen und der Müll auf den Strassen liegen bleibt».