Bangladesch: Als am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise der Welt bezeichneten die Vereinten Nationen 2017 die Lage der Rohingya, die nach Einschätzung der UNO Opfer einer ethnischen Säuberung wurden.
Innerhalb weniger Wochen flohen mehr als eine halbe Million Angehörige der muslimischen Minderheit vor Militärgewalt in ihrer Heimat Myanmar ins Nachbarland Bangladesch – eines der ärmsten und am dichtesten besiedelten Länder der Welt. Dort harren inzwischen fast eine Million Rohingya aus, viele davon im weltgrössten Flüchtlingslager Kutupalong. Eine längst vereinbarte Rückkehr der Flüchtlinge kam bislang nicht zustande.
Kongo: Neue Konflikte im zentralafrikanischen Riesenreich Kongo haben 2017 eine Massenflucht ausgelöst. Die Zahl der Binnenflüchtlinge verdoppelte sich auf rund 4,5 Millionen. Schuld daran waren vor allem die Konflikte in der zentralen Kasai-Region und die anhaltende Instabilität im rohstoffreichen Osten des Landes. Rund 750'000 Kongolesen sind ins Ausland geflohen, etwa die Hälfte davon sind noch Kinder. Niemand rechnet mit einer schnellen Besserung der Lage: Der Kongo «ist eine der kompliziertesten, herausforderndsten, langwierigsten und am meisten vergessenen Krisen», erklärt das UNHCR.
Syrien: Der Krieg in Syrien hat zur weltweit grössten Flüchtlingskatastrophe geführt. Rund elf Millionen Menschen befinden sich nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf der Flucht und mussten ihre Heimatorte verlassen – das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Die meisten Syrer sind innerhalb des Landes auf der Flucht (6,3 Millionen), etwa 4,7 Millionen Menschen sind ins Ausland geflohen, vor allem in die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien.
Südsudan: Das jüngste Land der Welt ist trauriger Schauplatz massiver Vertreibung. Jeder dritte Südsudanese ist wegen der Gewalt in dem ostafrikanischen Bürgerkriegsland auf der Flucht. Rund 2,5 Millionen Südsudanesen sind in Nachbarländer geflohen, vor allem nach Uganda, Sudan und Äthiopien. Fast zwei Drittel der Flüchtlinge sind Kinder. Im Land sind knapp zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Hintergrund ist ein Bürgerkrieg, der 2013 – nur zwei Jahre nach der Unabhängigkeit – ausbrach. Der Konflikt hat auch zu einer Hungerkrise geführt.
Jemen: Beim Bürgerkrieg im Jemen spricht die UNO derzeit von der weltweit grössten humanitären Katastrophe. Rund drei Viertel der Bevölkerung sind auf Hilfe von Aussen angewiesen. Rund 200'000 Jemeniten sind ins Ausland geflohen. Doch noch mehr Menschen fliehen in den Jemen: Sie kommen über die Meerenge vom Horn von Afrika. Viele versuchen von dort, in die reichen Golfstaaten weiterzukommen.
Libyen: Besonders für Migranten aus Afrika ist Libyen das Sprungbrett nach Europa. Zwar sind die Ankunftszahlen der Flüchtlinge auf der Mittelmeerroute zuletzt stark zurückgegangen, aber nach Schätzungen könnten sich immer noch bis zu eine Million Migranten in Libyen aufhalten. Schlepperbanden nutzen das Chaos in dem Bürgerkriegsland aus. Viele Afrikaner werden in teils unmenschlichen Zuständen festgehalten und eingesperrt. Menschenrechtler beklagen Folter. Seit 2017 hat die IOM mehr als 23'500 Afrikaner in ihre Heimat- oder in Drittländer gebracht.
Mittelamerika: Zahlreiche Menschen aus Mittelamerika fliehen jedes Jahr vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern. Das UNHCR hatte Ende 2017 rund 294'000 Menschen aus der Region als Flüchtlinge registriert – 58 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Migranten versuchen, über Mexiko in die USA zu gelangen.
Afghanistan: In Afghanistan sind wegen des sich verschärfenden Krieges mit den radikalislamischen Taliban allein im vergangenen Jahr mehr als 450'000 Menschen aus ihren Dörfern und Städten vertrieben worden. Seit Jahresanfang sind nochmals 100'000 Menschen geflohen. Dazu kommen Hunderttausende afghanische Flüchtlinge, die seit 2016 vor allem aus Pakistan zurückgeschickt werden. Hunderttausende Afghanen haben auch im Iran und in Europa Zuflucht gesucht.
Venezuela: Angesichts der humanitären Krise in Venezuela verlassen immer mehr Menschen das Land. 1,6 Millionen Venezolaner leben nach IOM-Angaben bereits im Ausland. Die venezolanische Opposition geht sogar von bis zu vier Millionen aus. Der Flüchtlingsstrom hält weiter an. Laut einer Gallup-Studie wollen 41 Prozent der Venezolaner ihre Heimat verlassen. Bis 2014 lag ihr Anteil noch unter 15 Prozent.