Die chinesischen Lokalbehörden würden jeder Fabrik den Strom abstellen, die das Stromlimit überschreite. Doch wie hoch das Limit sei, habe ihm niemand gesagt, beklagt sich ein aufgebrachter Fabrikbesitzer in Nordostchina in den chinesischen Onlinemedien.
Er ist einer von vielen, die sich derzeit beklagen. In den sozialen Medien kursieren Bilder von Strassenkreuzungen mit Verkehrsampeln, die dunkel sind, in einigen Wohnblocks sollen die Aufzüge nicht mehr fahren.
Bei einer Firma mussten nach der Abschaltung wegen einem schlechten Ventil 23 Leute ins Krankenhaus.
Überrascht von den Stromausfällen zeigt sich auch Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China. In vielen Fällen sei den Firmen der Strom ohne lange Vorwarnung abgestellt worden. Dies sei gefährlich.
Eine Chemiefirma in Nanjing in Jiangsu habe sehr kurzfristig von der Abschaltung des Stroms erfahren. Das Material hänge daher in den Röhren rum. «Bei einer Firma mussten nach der Abschaltung wegen einem schlechten Ventil 23 Leute ins Krankenhaus.»
Mehrere mögliche Ursachen
Angefangen im Nordosten des Landes, haben sich die Stromausfälle auf weitere Gebiete ausgebreitet. Die chinesischen Behörden informieren nicht sonderlich transparent. Für die Stromknappheit kommen verschiedene Ursachen infrage.
Die Regierung will den Energieverbrauch herunterfahren, um die Emissionen zu reduzieren. Laut Präsident Xi Jinpings ehrgeizigem Ziel soll China bis im Jahr 2060 klimaneutral sein. Dazu kommen der Stromverbrauch, der stark zugenommen hat, und die gestiegenen Kohlenpreise.
In China wird der Strom zu rund zwei Dritteln aus Kohlekraft produziert. Doch die Behörden haben es den Kraftwerken nicht erlaubt, ihre Strompreise entsprechend anzuheben. «Die Kraftwerke, die in der Preisbindung in einer Zwangsjacke sind, haben gesagt: Warum soll ich Geld verlieren? Und haben abgeschaltet. Seitdem sind wir hier in der Bredouille», so Jörg Wuttke.
Mangel an Grundstoffen
Die Stromausfälle kommen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt für die chinesische Wirtschaft, die nach wie vor stark exportorientiert ist: «Das führt auch dazu, dass in manchen Bereichen nicht mehr genügend Grundstoffe da sind, um Elektronik oder Spielzeug herzustellen.» In einer Phase, wo für Weihnachten produziert werde, ein ziemlich grosses Problem.
Es ist nicht klar, wie lange die Stromknappheit noch andauert, ob nur wenige Tage, über die Oktoberferien hinaus oder gar bis zum nächsten Jahr.