Normalerweise ist die Absage eines Ministertreffens keine grosse Sache. Diesmal schon. Denn die Beziehungen zwischen Washington und Peking sind momentan nicht normal: Aus Partnern wurden Gegner, aus Gegnern werden Feinde.
Entsprechend sorgt der Primeur der «New York Times» für Aufregung, dass nämlich Pentagon-Chef James Mattis auf seinen China-Besuch verzichten muss, weil ihn dort Verteidigungsminister Wei Fenghe nicht empfangen will. Kurz davor sagte bereits Chinas Marinechef eine Visite im Pentagon ab. Und Peking verbot einem US-Kriegsschiff einen Zwischenstopp in Hongkong. Abgesagt wurden ausserdem Verhandlungen über Handelsfragen.
Trump hält Treffen für verfrüht
Während sich die Chinesen bedeckt halten, betont US-Präsident Donald Trump, nein, mit China könne man zurzeit nicht reden. Es sei zu früh dazu – dies vor dem Hintergrund militärischer Spannungen, vor allem rund um Taiwan und im südchinesischen Meer.
Der militärische und strategische Dialog zwischen den USA und China mit regelmässigen hochrangigen Treffen sorgte bisher für eine gewisse Beruhigung – wie seinerzeit im Kalten Krieg das sogenannte «Rote Telefon» zwischen Moskau und Washington.
Wenn Grossmächte, die miteinander im Streit liegen, weiter miteinander reden, werden sie sich zwar meistens nicht einig, aber beide wissen wenigstens, was der Widersacher plant und tut. Das kann verhindern, dass aus kleinen Scharmützeln ungewollt ein regelrechter Krieg wird.
Nächste Salve von Mike Pence?
Die jüngste Besuchsabsage zeigt, wie rapide sich momentan die Beziehungen zwischen den beiden mächtigsten Ländern der Welt verschlechtern – und dass der Handelskonflikt weitere Bereiche erfasst. Öl ins Feuer giessen dürfte diese Woche US-Vizepräsident Mike Pence. In einer Grundsatzrede will er, wie bereits durchsickert, China und dessen Rolle auf der Weltbühne scharf kritisieren. Die Führung in Peking dürfte auch das nicht unerwidert lassen.