Bereits wenige Tage nach dem tragischen Unglück in Surfside schritt die zuständige Bürgermeisterin Daniella Levine Cava zur Tat. Sämtliche mehrstöckigen Gebäude im Grossraum Miami, die 40 Jahre oder älter seien, müssten umgehend überprüft werden, sagte sie.
Die ausserordentlichen Inspektionen förderten zwei grundlegende Probleme zutage: Eigentümergemeinschaften, die notwendige Reparaturen jahrelang hinauszögerten, um Kosten zu sparen, und Baubehörden, die wegschauten und untätig blieben.
Mehrere Gebäude zwangsevakuiert
Ein Gebäudekomplex in Miami Beach mit 155 Wohnungen und drei weitere Häuser wurden darauf von den Behörden wegen gravierender Sicherheitsmängel zwangsevakuiert. Bei anderen älteren Gebäuden wurden eiligst lange hinausgezögerte Reparaturen in Angriff genommen.
In einem Hochhaus in Downtown Miami beispielsweise erfuhren die Wohnungseigentümer an einer virtuellen Versammlung, dass sofort sämtliche Balkone saniert werden müssen, weil bereits Betonteile heruntergefallen waren. Kostenpunkt: umgerechnet sechs Millionen Franken beziehungsweise 30‘000 Franken pro Wohnung. «Die Balkonsanierung ist unumgänglich, sonst wird die obligatorische Betriebsbewilligung nicht erneuert», stellte Bürgermeisterin Levine Cava fest.
Klare Ansage von Versicherungen
Neben den Baubehörden reagierten aber auch die Gebäudeversicherungen auf das Unglück von Surfside. Jüngst hätten die Verwaltungen von älteren Gebäuden unangenehme Post erhalten, berichtet ein unabhängiger Versicherungsagent: «Verschiedene Gebäudeversicherungen haben bereits angedroht, dass der Versicherungsschutz ohne gültige Betriebsbewilligung nach 45 Tagen erlöscht.»
Dass Behörden und Versicherungen nun genauer hinschauen, kommt viele Besitzerinnen und Besitzer von älteren Wohnungen bald teuer zu stehen, weil hohe Mehrkosten anfallen. Folge: Bereits ist die Nachfrage nach Eigentumswohnungen älteren Datums in den letzten Tagen zurückgegangen.