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Herkunfts-Deklarationen Nestlé setzt auf Blockchain

Wie können grosse Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé garantieren, dass die Milch im Babybrei tatsächlich aus der Schweiz kommt oder der Kakao fürs Frühstück tatsächlich vom Biobauern aus Kolumbien stammt? Das Zauberwort heisst: Blockchain.

Die Technologie, mit welcher sich Informationen zu Produkten schnell und dezentral speichern lassen können, ist mittlerweile bekannt. Doch: Ein solches System zu bauen, ist komplexer, als es scheint. Benjamin Dubois ist der Leiter der Blockchain-Abteilung von Nestlé. Seine Aufgabe: Abklären ob und wie diese neue Technologie beim Konzern Einzug halten könnte.

Verlässliche Herkunfts-Deklarationen

Dubois hat dabei drei Bereiche im Auge. Die Kundschaft, die mehr Angaben zur Herkunft von Produkten will, Bio- oder Fairtrade-Produkte, die einfacher zertifiziert werden sollen, und die Logistik, mit der die Waren schneller geliefert werden.

Kunden wollten immer häufiger wissen, woher die Produkte genau stammten, die sie täglich konsumierten, so Dubois. Die Blockchain-Technologie biete sich als innovative und effiziente Lösung an, dass die Kundschaft sich auf die Herkunfts-Deklaration von Produkten verlassen kann – vom Produzenten bis in die Verkaufsregale rund um den Globus.

Mit Hilfe so genannter QR-Codes, die auf Verpackungen gedruckt werden, könnten solche Informationen einfach per Smartphone abgerufen werden. Wenn die einzelnen Produzenten ausgewiesen werden, verspricht sich Nestlé auch, dass einfach und schnell überprüft werden kann, ob diese auch tatsächlich nötige Fairtrade oder Bio-Zertifizierungen haben.

Mit dieser neuen Technologie möchte der Schweizer Grosskonzern zudem die Transporte von Rohstoffen oder fertigen Produkten effizienter abwickeln. Mit der Blockchain könnten die nötigen Dokumente effizienter geprüft und Verspätungen minimiert werden.

Weltweite Standards sollen entwickelt werden

Dubois und sein Team sind bei diesem Projekt weltweit vernetzt – in einem Konsortium mit weiteren Grosskonzernen wie Walmart oder Unilever und mit Unterstützung des US-Konzerns IBM. Gemeinsam könne man auch die Stärke dieser Technologie ausspielen, erklärt Dubois. Man wolle auch nicht einfach eine Konzern-Lösung entwickeln, sondern weltweite Standards für die gesamte Nahrungsmittel-Industrie entwickeln.

Einmal pro Monat treffen sich die Entwickler der grossen Konzerne zum Austausch und diskutieren die Schwierigkeiten. Diese lägen weniger bei der Technologie an sich, sondern bei der Grösse des geplanten Netzwerks – allein schon in den einzelnen Konzernen. «Nestlé arbeitet mit Hunderttausenden von Produzenten zusammen, verkauft eine Milliarde Konsumgüter pro Tag, das macht das System sehr komplex», so Dubois.

Entscheid fällt Ende Jahr

Eine weitere Schwierigkeit ist, sicherzustellen, dass die Blockchain auch wirklich mit korrekten Informationen gespeist wird. Vom kleinen bis sehr grossen Produzenten müssten alle die Daten sehr einfach erfassen können – zum Beispiel mit einem Telefon. Speziell programmierte Algorithmen sollen helfen, Fehler direkt bei der Eingabe zu erkennen und auch Fälschern das Handwerk zu legen.

In den nächsten Monaten will Benjamin Dubois eine erste Version des Systems für Nestlé prüfen. Das Testobjekt: Babynahrung. Der Kundschaft dieser Produkte sei es sehr wichtig zu wissen, woher die verschiedenen Nahrungsmittel stammten. Die Nestlé-Spitze wolle dann Ende Jahr entscheiden, ob das Projekt Blockchain im Konzern eingeführt oder die Übung abgebrochen werde.

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