Zum Inhalt springen
Audio
Israel verkündet Tod von Hisbollah-Anführer Nasrallah
Aus SRF 4 News aktuell vom 28.09.2024. Bild: Reuters/Aziz Taher
abspielen. Laufzeit 1 Minute 36 Sekunden.

Hisbollah-Chef ist tot Hassan Nasrallah: Sein Leben, sein Wirken, sein Vermächtnis

Kindheit und Jugend

Nasrallah wurde 1960 in einer armen Gegend im Osten der libanesischen Hauptstadt Beirut geboren. Mit Beginn des Bürgerkriegs im Libanon floh seine Familie in den Süden des Landes. Im Jahr 1976 brach er für religiöse Studien in die irakische Schiitenhochburg Nadschaf auf. Nasrallah wurde jedoch nur zwei Jahre später wegen seiner oppositionellen Tätigkeiten von der säkularen Baath-Partei unter dem damaligen Machthaber Saddam Hussein ausgewiesen.

Nasrallah bei einer Rede in Beirut 1992.
Legende: Nasrallah bei einer Rede in Beirut 1992. Reuters/Jamal Saidi

Aufstieg in der Hisbollah

Mit der israelischen Invasion im Libanon entstand 1982 die Hisbollah, der sich Nasrallah anschloss. Unterstützt wurde die Gruppe sowohl politisch als auch militärisch vom Iran. Der Bürgerkrieg, der den Libanon bis heute prägt, dauerte bis Anfang der 1990er Jahre. Verheerende Anschläge sowie Entführungen während der Zeit gehen auf das Konto der Hisbollah. 1992 wurde Nasrallah schliesslich Generalsekretär der Organisation.

Hisbollah: Partei und Terrororganisation

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Keystone/AP/HASSAN AMMAR

Seit der ersten Wahl nach Ende des Bürgerkriegs 1992 ist die Hisbollah auch im libanesischen Parlament vertreten. Sie engagiert sich karitativ, besitzt aber auch einen militärischen Arm, dem nach Schätzungen Zehntausende Kämpfer angehören. Dieser wird von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft.

Öffentlich setzte sich Nasrallah vor allem gegen die soziale und politische Marginalisierung der Schiiten ein. Seine Anhänger im Nahen Osten sahen den einflussreichen Generalsekretär als spirituellen und politischen Mentor. Bei den jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Erzfeind Israel wirkte Nasrallah aber zunehmend angeschlagen. Israels Geheimdienstoperationen und Bombardierungen im Libanon knapp ein Jahr nach Ausbruch des Gaza-Kriegs versetzten der Organisation schwere Schläge. 

Tausende Hisbollah-Anhänger feiern 2009 die Befreiung des Südens Libanons im Jahr 2000.
Legende: Feier vor dem Konterfei Nasrallahs: Tausende Hisbollah-Anhänger feiern 2009 die Befreiung des Südens Libanons im Jahr 2000. Reuters/Kamel Jaber

Politischer Einfluss im Libanon

Im Schatten der Wirtschaftskrise und militärischer Konflikte mit dem Nachbarland und Erzfeind Israel baute Nasrallah den politischen Einfluss der Hisbollah im multireligiösen Libanon stetig aus. Nasrallah schmiedete in seiner Amtszeit Bündnisse mit Politikern verschiedener Lager, darunter auch mit dem ehemaligen christlichen Präsidenten Michel Aoun, um seinen Einfluss auszubauen.

Lange Zeit genoss er in der schiitischen und arabischen Welt teils hohes Ansehen, seine Popularität sank jedoch im Zuge militärischer Konflikte. Viele Libanesen waren etwa entsetzt über die Anschuldigungen, die Hisbollah unter Nasrallah habe den ehemaligen Hoffnungsträger und Premierminister Rafik Hariri getötet.

Stundenlange Reden

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Nasrallah bei einer Ansprache in einem Vorort von Beirut im Jahr 2013. Getty Images/Anadolu

Hassan Nasrallahs ermüdende Reden waren legendär. Der Chef der libanesischen Hisbollah hielt oft stundenlange Ansprachen. Dabei trug er stets ein traditionelles schiitisches Gewand und schwarzen Turban. Als treuer Verbündeter Teherans übernahm der Politiker und Kleriker mit Anfang 30 das Amt als Chef der islamistischen «Partei Gottes».

Wie Politiker anderer Lager hatte auch Nasrallah bis zu seinem Tod keine Lösungen für die sozialen und finanziellen Probleme des Landes.

Reden hielt Nasrallah an einem geheimen Ort. Diese wurden dann auf Grossbildschirmen den Anhängern präsentiert.
Legende: Sicherheitsvorkehrungen: Reden hielt Nasrallah an einem geheimen Ort. Diese wurden dann auf Grossbildschirmen den Anhängern präsentiert. Reuters/Aziz Taher

Krieg und Frieden mit dem Nachbarn

Der fragile Frieden mit dem Nachbarland Israel wurde unter Nasrallah mehrfach gebrochen. 1997 starb sein ältester Sohn bei bewaffneten Kämpfen, der Verlust und das «Märtyrertum» verschafften Nasrallah hohen Respekt innerhalb der Bewegung. Auch ein unter deutscher Vermittlung vollzogener Gefangenentausch mit Israel im Jahr 2004 trug zu seinem Ansehen bei.

Iranische Frauen versammeln sich am 27. September in Teheran.
Legende: Nasrallah war eine der wichtigsten Figuren in der sogenannten «Achse des Widerstands», in der der Iran mit verbündeten Milizen in der Region gegen den erklärten Erzfeind Israel kämpft. Teilweise wurde er sogar als Nummer Zwei hinter Irans oberstem Führer Ali Chamenei betrachtet. Keystone/EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

Im Libanonkrieg 2006 offenbarte die Hisbollah mit gewaltigen Raketenangriffen schliesslich ihre iranische Unterstützung. Danach kontrollierte die Hisbollah unter Nasrallah jahrelang grosse Teile im Süden des Libanons, in der Bekaa-Ebene im Nordosten sowie Vororte der Hauptstadt Beirut. An der Grenze zu Israel observierte die UNO-Beobachtermission Unifil die Lage.

Nasrallahs an seiner letzten Rede ans Volk nach den Pager-Anschlägen Israels in Beirut.
Legende: Nasrallahs an seiner letzten Rede ans Volk nach den Pager-Anschlägen Israels in Beirut. Reuters/Al-Manar TV

Nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres unterstützte die Hisbollah die Terrororganisation aus dem Gazastreifen nach eigenen Angaben aus humanitären und religiösen Gründen. Als Folge des Beschusses aus dem Libanon mussten mehr als 60'000 Israelis aus dem Grenzgebiet flüchten. Israel gab zuletzt die Rückkehr dieser Menschen als Kriegsziel aus.

SRF 4 News, 28.09.2024; 11 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel