Kindheit und Jugend
Nasrallah wurde 1960 in einer armen Gegend im Osten der libanesischen Hauptstadt Beirut geboren. Mit Beginn des Bürgerkriegs in Libanon floh seine Familie in den Süden des Landes. Im Jahr 1976 brach er für religiöse Studien in die irakische Schiitenhochburg Nadschaf auf. Nasrallah wurde jedoch nur zwei Jahre später wegen seiner oppositionellen Tätigkeiten von der säkularen Baath-Partei unter dem damaligen Machthaber Saddam Hussein ausgewiesen.
Aufstieg in der Hisbollah
Mit der israelischen Invasion in Libanon entstand 1982 die Hisbollah, der sich Nasrallah anschloss. Unterstützt wurde die Gruppe sowohl politisch als auch militärisch von Iran. Der Bürgerkrieg, der Libanon bis heute prägt, dauerte bis Anfang der 1990er-Jahre. Verheerende Anschläge sowie Entführungen während der Zeit gehen auf das Konto der Hisbollah. 1992 wurde Nasrallah schliesslich Generalsekretär der Organisation.
Öffentlich setzte sich Nasrallah vor allem gegen die soziale und politische Marginalisierung der Schiiten ein. Seine Anhänger im Nahen Osten sahen den einflussreichen Generalsekretär als spirituellen und politischen Mentor. Bei den jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Erzfeind Israel wirkte Nasrallah aber zunehmend angeschlagen. Israels Geheimdienstoperationen und Bombardierungen in Libanon knapp ein Jahr nach Ausbruch des Gaza-Kriegs versetzten der Organisation schwere Schläge.
Politischer Einfluss in Libanon
Im Schatten der Wirtschaftskrise und militärischer Konflikte mit dem Nachbarland und Erzfeind Israel baute Nasrallah den politischen Einfluss der Hisbollah im multireligiösen Libanon stetig aus. Nasrallah schmiedete in seiner Amtszeit Bündnisse mit Politikern verschiedener Lager, darunter auch mit dem ehemaligen christlichen Präsidenten Michel Aoun, um seinen Einfluss auszubauen.
Lange Zeit genoss er in der schiitischen und arabischen Welt teils hohes Ansehen, seine Popularität sank jedoch im Zuge militärischer Konflikte. Viele Libanesen waren etwa entsetzt über die Anschuldigungen, die Hisbollah unter Nasrallah habe den ehemaligen Hoffnungsträger und Premierminister Rafik Hariri getötet.
Wie Politiker anderer Lager hatte auch Nasrallah bis zu seinem Tod keine Lösungen für die sozialen und finanziellen Probleme des Landes.
Krieg und Frieden mit dem Nachbarn
Der fragile Frieden mit dem Nachbarland Israel wurde unter Nasrallah mehrfach gebrochen. 1997 starb sein ältester Sohn bei bewaffneten Kämpfen, der Verlust und das «Märtyrertum» verschafften Nasrallah hohen Respekt innerhalb der Bewegung. Auch ein unter deutscher Vermittlung vollzogener Gefangenentausch mit Israel im Jahr 2004 trug zu seinem Ansehen bei.
Im Libanonkrieg 2006 offenbarte die Hisbollah mit gewaltigen Raketenangriffen schliesslich ihre iranische Unterstützung. Danach kontrollierte die Hisbollah unter Nasrallah jahrelang grosse Teile im Süden Libanons, in der Bekaa-Ebene im Nordosten sowie Vororte der Hauptstadt Beirut. An der Grenze zu Israel observierte die UNO-Beobachtermission Unifil die Lage.
Nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres unterstützte die Hisbollah die Terrororganisation aus dem Gazastreifen nach eigenen Angaben aus humanitären und religiösen Gründen. Als Folge des Beschusses aus Libanon mussten mehr als 60'000 Israelis aus dem Grenzgebiet flüchten. Israel gab zuletzt die Rückkehr dieser Menschen als Kriegsziel aus.