In Österreich wird in zwei Wochen der Nationalrat gewählt. Auf Bildern und Videos ist zu sehen, wie der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer Niederösterreich, das zum Katastrophengebiet erklärt wurde, besucht. Dass Bilder wie diese den Ausgang der Wahlen beeinflussen können, gilt seit Gerhard Schröders Gummistiefel-Auftritt beim Elbhochwasser 2002 als unbestritten.
Eine beeindruckende Kulisse, um ikonische Bilder als Retter oder zumindest anteilnehmende Person in der Not zu generieren, bieten auch die Überschwemmungen in Niederösterreich.
Wie stark jedoch ihr Einfluss auf das Wahlergebnis sein wird, wird sich zeigen. Denn anders als 2002 in Deutschland, als es noch sechs Wochen bis zur Wahl dauerte, ist die Zeit mit zwei Wochen in Österreich relativ kurz. Dies sagt Lore Hayek, Expertin für politische Krisenkommunikation. Sie weist darauf hin, dass viele in Österreich bereits brieflich gewählt haben und das Hochwasser in Niederösterreich dies deshalb kaum mehr beeinflussen wird.
Für Gerhard Schröder hat sich der Hochwasserauftritt in Stiefeln gelohnt. Er wurde 2002 als deutscher Kanzler wiedergewählt. 2021 gab es in Deutschland ebenfalls Hochwasser. Auch da soll der Auftritt eines Politikers – dieses Mal Armin Laschet von der CDU – die Wahlen beeinflusst haben, allerdings in einem umkehrten Sinn.
Der sogenannte Hochwasser-Effekt
Mit dieser Erscheinung in Gummistiefeln 2002 hat Gerhard Schröder seinen Landsleuten signalisiert, dass er einer von ihnen sei, einer, der betroffen durch die Strassen einer Kleinstadt geht und sich anschaut, was das Unwetter angerichtet hat. «Es ist tatsächlich nachgewiesen worden, dass in den betroffenen Gebieten die SPD mit Bundeskanzler Schröder bis zu sieben Prozentpunkte zusätzlich gewonnen hat – als sogenannter Hochwasser-Effekt», sagt Expertin Hayek.
Schröders damaliger Konkurrent, Edmund Stoiber von der CSU, sei viel später mit dem Helikopter über das Gebiet geflogen, erzählt SRF-Auslandredaktor Peter Voegeli. «Das war keine gute Wahlwerbung für Stoiber.»
Das ist mehr als zwanzig Jahre her. Und so habe sich der Gummistiefel-Effekt mittlerweile etwas abgenutzt, sagt Hayek: Inzwischen würden derartige Auftritte häufig als «Medienschaulaufen vor Ort», als Inszenierung wahrgenommen. Zur Lösung der akuten Lage trügen sie allerdings nichts bei, so Hayek.
Laschets Lachen
SRF-Auslandredaktor Peter Voegeli hat nicht nur den Gummistiefel-Auftritt von Gerhard Schröder in Erinnerung. Er erinnert sich auch an eine andere Begebenheit, die 2021 Gerüchten zufolge die Wahlniederlage der CDU in Deutschland herbeigeführt haben soll.
Es war in einem von Überschwemmung betroffenen Dorf. Erst habe Frank-Walter Steinmeier gesprochen. Der Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident Armin Laschet von der CDU sei auch dort gewesen, etwas entfernt in einem Feuerwehrhaus. Er habe Steinmeier nicht gehört, sagt Voegeli. Aufnahmen von ihm zeigten, dass er gelacht habe. «Das hat kein gutes Bild von Laschet bei der Bewältigung einer Hochwasserkatastrophe abgeben.» Zwar habe dann – als Laschet auf dem Dorfplatz sprach – auch Steinmeier im Hintergrund gelacht.
Doch der Schaden für die CDU war angerichtet. «Man hat später interpretiert, Laschets Lachen sei die Entscheidung gewesen, aber eigentlich war es ein Medienhype», so Voegeli.