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Bald Herdenimmunität in Indiens Slums?
Aus 10 vor 10 vom 03.08.2020.
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Hohe Durchseuchung in Mumbai Fast 60 Prozent der Slumbewohner haben Antikörper im Blut

Eine Studie zeigt, dass in drei dicht besiedelten Slums von Mumbai fast sechs von zehn Anwohnern bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen sind. Das wirft die Frage auf: Könnte dort eine Herdenimmunität erreicht worden sein?

Die Erhebung hat knapp 7000 Menschen in Mumbai auf Immunglobulin-G-Antikörper getestet. Das überraschende Resultat: In den dicht besiedelten Stadtteilen Chembur, Matunga und Dahisar tragen bereits 57.8 Prozent der Bevölkerung Antikörper im Blut. Sie sind also mit dem Coronavirus infiziert gewesen und bereits wieder genesen. Ausserhalb der Slums waren es 17.4 Prozent der Anwohner.

Mehrheit hatte geringe oder keine Symptome

Ullas S. Kolthur, Professor am Departement für Biologie des Tata Institute of Fundamental Research, war Teil der Erhebung, die von der Stadt Mumbai in Auftrag gegeben wurde. «In den Slums ist es schwierig, soziale Distanz zu bewahren und man kann es sich auch gar nicht leisten», sagt er. «Gemeinsame Wasserstellen, Toiletten und die Bevölkerungsdichte waren wohl Gründe, warum sich mehr infiziert haben.»

Die grosse Mehrheit hat laut der Studie auch keine oder nur sehr geringe Symptome gezeigt, sondern haben wohl als asymptomatische Fälle das Virus weiter verbreitet. Die Sterberate ist laut offiziellen Zahlen auch tief, nämlich ungefähr eine von 1000 infizierten Personen. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Bevölkerung von Mumbai sehr jung ist. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt.

Wohl höchste Durchseuchung weltweit

«Wir haben eine hohe Zahl erwartet, aber nicht so hoch», sagt Kolthur, der Mitverfasser der Studie. «Der Elefant im Raum ist die Frage: Was heisst das für die Herdenimmunität? Wir glauben aufgrund dieser Resultate, dass die Slums eher früher als später Herdenimmunität erreichen.»

Nach den aktuellen Zahlen könnte er recht haben. Die Zahl der Neuansteckungen in Mumbai nimmt gerade ab, während sie in anderen Teilen Indiens weiterhin ansteigt. Ein Grund dafür könnte sein, dass an gewissen Orten in der Stadt eine Herdenimmunität bereits erreicht ist. Am Sonntag zählte Mumbai 1150 neue Infektionen und 49 Todesfälle.

Eine andere Studie in Delhi fand bei über 23 Prozent der Stadtbevölkerung Antikörper. Beide Studien zeigen: Erstens ist das Virus in den dicht besiedelten Städten Indiens bereits viel weiter verbreitet als bisher angenommen. Zweitens ist die Sterberate um einiges tiefer als befürchtet. Weitere Studien sollen nun diese Resultate bestätigen und auch überprüfen, ob die Antikörper wieder abgebaut werden oder nicht.

10vor10, 3.8.2020, 21:50 Uhr

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