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International Hollande macht Alstom zur Chefsache

Frankreichs Staatschef mischt sich in die Übernahme des Energiekonzerns ein. Präsident Hollande fürchtet um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Souveränität. Deshalb bevorzugt er die deutsche Siemens statt der US-amerikanischen General Electric als neuen Inhaber. Doch noch ziert sich die Auserwählte.

Frankreichs Präsident François Hollande hat den Übernahmepoker um den heimischen Industriekonzern Alstom zu seiner Angelegenheit gemacht. Der Staatschef bat die Spitzenmanager von Siemens und General Electric (GE) zu Gesprächen in den Élyséepalast.

Siemens an Tausch interessiert

Siemens kündigte an, im Anschluss an das Treffen mit Hollande über ein konkretes Angebot für Alstom entscheiden zu wollen. Der Münchner Konzern soll angeblich bereit sein, Geschäfte im Schienenverkehr an Alstom abzugeben, wenn es im Gegenzug das Energietechnik-Geschäft der Franzosen übernehmen könnte. Zu den Geschäften im Schienenverkehr zählt etwa der Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven

Es geht Siemens vor allem um die Kraftwerkssparte, die erneuerbaren Energien und die Energieübertragungstechnik von Alstom. Diese Lösung hätte den Vorteil, dass sie rein europäisch wäre. Französische Gewerkschaften sehen das aber eher kritisch. Sie fürchten stärkere Arbeitsplatzverluste, als bei einer US-amerikanischen Übernahme.

Auch Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg scheint von den Akquisationsplänen wenig begeistert zu sein: Er machte im Namen der Regierung «patriotische Besorgnis» geltend. Frankreich laufe Gefahr, ein wichtiges Entscheidungszentrum zu verlieren.

GE macht Milliardenangebot

Nach einem rund einstündigen Treffen zwischen Hollande und GE-Chef Jeff Immelt hatte es am Vormittag zunächst keine Neuigkeiten gegeben. Immelt liess lediglich mitteilen, die Gespräche seien «offen, freundlich und produktiv» gewesen. GE verstehe und schätze Hollandes Sichtweise und sei bereit zusammenzuarbeiten.

Der Siemens-Rivale General Electric soll Gerüchten zufolge rund 13 Milliarden Dollar (9,4 Milliarden Euro) für grosse Teile des französischen Herstellers von Energie- und Bahntechnik bieten.

Paris favorisiert Münchner Konzern

Der französische Staat kann sich in die Verhandlungen einmischen, weil er bei Übernahmen in strategisch wichtigen Industriebereichen eine Art Veto-Recht hat. Die Regierung unter Hollande sieht eine mögliche Übernahme durch GE kritisch, weil sie unter anderem die Verlagerung von Arbeitsplätze und Entscheidungszentren befürchtet.

Paris hat stattdessen angedeutet, einen Geschäftsfeldertausch zwischen Siemens und Alstom zu bevorzugen.

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