Konkurrenz für General Electric (GE): Nach dem US-Unternehmen hat nun auch der deutsche Siemens-Konzern Interesse an der Übernahme von Teilen des französischen Industrieriesen Alstom gezeigt.
Die französische Regierung hatte das Interesse der Deutschen geweckt und sich um ein Gegenangebot von Siemens bemüht. Das berichtete die französische Zeitung «Le Figaro».
Bezahlt Siemens in bar?
Laut der Montagsausgabe des deutschen «Handelsblatt» schätzt der Siemens-Konzern den Wert der ihn interessierenden Alstom-Geschäfte auf 10 bis 11 Milliarden Euro. Interesse hätten die Deutschen an der Kraftwerkssparte, den erneuerbaren Energien und der Energieübertragungstechnik der Franzosen. Das Unternehmen sei zudem bereit, bar zu zahlen.
Laut der Zeitung hat Siemens-Chef Joe Kaeser seinem Alstom-Kollegen Patrick Kron auch eine befristete Arbeitsplatzgarantie angeboten. Siemens könne für mindestens drei Jahre auf Stellenstreichungen in Frankreich verzichten, hiess es.
Bedenken aus «nationalen Gründen»
In den vergangenen Tagen machten Gerüchte die Runde, GE wolle den französischen Konkurrenten Alstom kaufen. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg meldete bereits Bedenken an. Die Regierung in Paris fürchte aus nationalen Gründen um den Verlust eines «grossen Entscheidungszentrums», sagte er am Freitag der französischen Zeitung «Le Monde». Weiter erklärte er, die Regierung arbeite an «anderen Lösungen und Szenarien».
Gleichentags wurden die Alstom-Aktien an der Pariser Börse auf Anordnung der Börsenaufsicht vom Handel ausgesetzt.
GE-Chef Jeff Immelt wird gemäss Medienberichten am Sonntag zu einem Spitzentreffen in Paris erwartet. Er soll Alstom-Chef Patrick Kron sowie andere Konzernvertreter treffen und könnte möglicherweise auch mit Wirtschaftsminister Montebourg sowie Präsident François Hollande oder Ministerpräsident Manuel Valls zusammenkommen. Ebenfalls soll der Alstom-Verwaltungsrat über den möglichen Deal mit GE beraten.
Mit Staatshilfe überlebt
Alstom war 2004 in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und vom Staat gerettet worden. Damals war in den Verhandlungen mit EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti bereits ein Verkauf der Energiesparte an Siemens erwogen worden. Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy sorgte jedoch dafür, dass der Deal nicht zustande kam.
Seit 2006 ist der französische Staat kein Aktionär mehr bei Alstom, doch der Konzern ist stark von staatlichen Aufträgen abhängig. Er stellt unter anderem die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge für die Staatsbahn SNCF her und beliefert den Kraftwerksbetreiber EdF.