Bürgermeister Yvan Mayeur erhob am Sonntagabend im Sender RTL schwere Vorwürfe mit Blick auf die Randale der Rechtsextremen.
Vor «400 Verrückten» gewarnt
Die Sicherheitsbehörden hätten ihn bereits am Vortag vor «400 Verrückten» gewarnt, die nach Brüssel kommen wollten. Er beschwerte sich darüber, dass die Polizei des Ortes Vilvoorde nördlich von Brüssel die Hooligans nicht aufgehalten habe. Über Vilvoorde war der Grossteil der Unruhestifter überwiegend aus Antwerpen angereist.
Auch dem Innenminister Jan Jambon warf Mayeur Nachlässigkeit vor. Die Hooligans hatten unter anderem «Alle gemeinsam gegen den Islamischen Staat» skandiert. Medien berichteten zudem von ausländerfeindlichen Slogans und vereinzelten Hitlergrüssen.
Politische Zerrissenheit Belgiens
In den Vorwürfen Mayeurs spiegelt sich die Zerrissenheit Belgiens mit seinem französischsprachigen Süden (Wallonie) und dem Niederländisch sprechenden Norden (Flandern). Der Brüsseler Bürgermeister ist französischsprachiger Sozialist.
Zwar verurteilten die flämischen Christdemokraten, Liberalen, Grünen und Sozialisten die Vorfälle am Börsenplatz in einer Stellungnahme. Der Antwerpener Bürgermeister Bart De Wever verzichtete aber ausdrücklich auf eine Distanzierung. De Wever ist Vorsitzender der flämischen Nationalisten-Partei N-VA von Innenminister Jambon.
«Zu viel Frust» vermeiden
Der sozialistische Bürgermeister von Vilvoorde, Hans Bonte, hatte zuvor erklärt, er habe den Mob bewusst passieren lassen, um «zu viel Frust» zu vermeiden. «In Abstimmung mit der Polizei und dem Sicherheitsdienst Securail haben wir entschieden, sie den Zug nehmen zu lassen.» Dies sei unter Aufsicht der Vilvoorder Polizei und in Abstimmung mit den Brüsseler Behörden geschehen.
Hunderte Hooligans hatten auf dem Börsenplatz in Brüssel eine Gedenkversammlung gestört. Trotz der Absage des ursprünglich geplanten Gedenkmarsches «Gegen die Angst» für die Opfer der Terroranschläge hatten sich am Nachmittag mehrere hundert Menschen an der Börse versammelt.
Vermummte Personen
Auf Fernsehbildern waren teilweise vermummte Personen zu sehen, die Hassparolen grölten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga handelte es sich um 450 teils alkoholisierte Personen, die meisten von ihnen junge Männer.
Es kam zu Rangeleien mit der Polizei. Polizisten mit Helmen, Gummiknüppeln, Schutzschilden und Wasserwerfern rückten an und drängten die Hooligans innerhalb kurzer Zeit vom Platz.
Die Unruhestifter skandierten: «Belgische Hooligans. Wir sind hier zu Hause» und «Alle gemeinsam gegen den Islamischen Staat». Medien vor Ort berichteten von ausländerfeindlichen Slogans und vereinzelten Hitlergrüssen.
Laute Fussball-Hooligans
Der Bürgermeister von Vilvoorde nördlich von Brüssel sagte nach einem Bericht der Zeitung «La Libre», es handle sich um «rechtsextreme Hooligans verschiedener Fussballvereine der ersten Liga». Die Störer kamen nach einem Bericht der Agentur Belga aus Antwerpen im Norden des Landes.
Die Börse in der Brüsseler Innenstadt ist nach den Terroranschlägen zu einem Gedenkort geworden, an dem Menschen Blumen niederlegen und Kerzen aufstellen. Die Fassade des Gebäudes und der Boden davor sind mit Trauerbotschaften in Kreide bedeckt.
Behörden informiert
Der Bürgermeister von Brüssel, Yvan Mayeur, zeigte sich entsetzt: «Ich bin schockiert über den Vorfall, festzustellen, dass solche Widerlinge anreisen, um die Bewohner an ihren Gedenkorten zu provozieren.»
Die Behörden seien am Vortag darüber informiert worden, dass mit den Störern zu rechnen sei. Dennoch sei die Anreise nicht verhindert worden, beklagte Mayeur, der von der belgischen Regierung Konsequenzen forderte.