Zumindest über die Opferzahlen sind sich die belgischen Behörden inzwischen einig: Insgesamt starben bei den beiden Explosionen am Brüsseler Flughafen und in einer Metrostation der belgischen Hauptstadt aktuell 38 Menschen. Drei davon waren die Attentäter. 34 starben unmittelbar an den Ereignissen, vier weitere erlagen später im Spital ihren Verletzungen. Bislang ist es allerdings noch nicht gelungen, alle Opfer zu identifizieren.
Von den Getöteten seien 28 identifiziert, teilte das belgische Krisenzentrum mit. Die Personen stammen neben Belgien unter anderem aus Grossbritannien, Italien, China, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Schweden und den USA. Noch am Sonntagabend mangelte es an einer diesbezüglichen Verlässlichkeit der Informationen.
Wirrwarr um die Zahl der Toten
Bis dahin stiften die belgischen Behörden mit ihren Angaben zur Opferzahl nämlich vor allem Verwirrung.
Das nationale Krisenzentrum korrigierte zuletzt am späten Sonntagabend frühere Informationen und sprach von mindestens 31 Terroropfern, deren Leichen an den Tatorten geborgen worden seien. Hinzu kamen demnach die drei Selbstmordattentäter. Allerdings kursierten innerhalb des belgischen Verwaltungsapparats anscheinend Informationen zu noch mehr Todesopfern, über die am Sonntag noch nicht alle Stellen im Bilde gewesen waren.
Ein Sprecher des Krisenzentrums wies auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend überraschend darauf hin, dass die Zahl der Toten eigentlich noch höher sei, weil weitere Menschen in Krankenhäusern verstorben seien.
Angaben dazu, wie hoch die Opferbilanz am Ende ausfallen könnte, konnte er dabei nicht machen. «Der Informationsfluss braucht Zeit», sagte der Sprecher. Ausserdem seien für die Zählung der Leichen am Tatort und der in den Krankenhäusern verstorbenen Menschen unterschiedliche Stellen verantwortlich. Für letztere ist demnach letztlich das Gesundheitsministerium und nicht das Krisenzentrum zuständig.
Festnahme in Rotterdam
Während man in Brüssel mit den Opferzahlen ringt, spielen die europäischen Ermittlungskräfte auf allen Klaviaturen.
Nach den Anschlägen geraten dadurch europaweit immer mehr Verdächtige ins Visier der Ermittler. Am Sonntag nahm eine niederländische Anti-Terror-Einheit in Rotterdam einen 32-jährigen Franzosen fest.
Er wird von der französischen Justiz verdächtigt, an der Vorbereitung eines Anschlags in Frankreich beteiligt zu sein, wie die Staatsanwaltschaft Rotterdam mitteilte. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann schnell nach Frankreich ausgeliefert wird. Die französische Justiz hatte bereits am Freitag um die Festnahme ersucht.
Vier Verdächtige bleiben in Haft
Bei der Razzia am Sonntag wurden zudem drei weitere Personen festgenommen. Die belgische Staatsanwaltschaft liess am Sonntag 13 Wohnungen durchsuchen, die meisten im Grossraum Brüssel. Eine ausdrückliche Verbindung zu den Attentaten vom Dienstag stellte die Behörde aber nicht her.
Von neun Festgenommenen wurden bis zum Nachmittag fünf wieder auf freien Fuss gesetzt.
Verwirrung um Festgenommenen
Die belgische Polizei fahndet weiterhin nach dem dritten Terrorverdächtigen vom Brüsseler Flughafen. Die Beschreibung des mutmasslichen Täters auf der Internetseite der Polizei wurde inzwischen um ein Video ergänzt.
Die Ermittler gehen damit offenbar davon aus, dass der am Freitag gefasste Fayçal Cheffou nicht der Mann auf dem Foto ist. Auf Fahndungsbildern ist der Mann gemeinsam mit den beiden späteren Selbstmordattentätern zu sehen, die als Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui identifiziert wurden.
Zwischenzeitlich hatten belgische Medien gemeldet, dass der dritte Gesuchte gefasst sei und geschrieben, es handle sich um den am Freitag festgenommenen Fayçal Cheffou. Gegen ihn wurde wegen des Verdachts auf Beteiligung an terroristischen Morden Haftbefehl erlassen. Eine offizielle Bestätigung dafür, dass Cheffou der dritte Verdächtige vom Flughafen ist, gab es nicht.
Zu den Anschlägen in Brüssel, bei denen sich am 22. März drei Selbstmordattentäter am Flughafen Zaventem und in einer Metro-Station in die Luft gesprengt hatten, bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).