Der Fischkutter startet leer in Ägypten und macht laut der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag, 10. Juni, einen Stopp im libyschen Tobruk, um Menschen aufzunehmen. An Bord sollen sich gemäss verschiedenen Quellen 750 Personen befunden haben. Danach nehmen die Schleuser Kurs auf Italien.
Dienstag
Die griechische Küstenwache wird von den italienischen Behörden über ein Boot voller Migranten informiert. Laut eigenen Angaben überwacht sie es dann während 15 Stunden, wie Reuters schreibt.
Mittwoch
14:00 Uhr: Die Küstenwache nimmt Kontakt mit dem Boot auf – doch es will offenbar keine Hilfe in Anspruch nehmen.
15:17 - 18:34 Uhr: Mehrere Notrufe des Bootes an spezielle Nummern von Hilfswerken für Migranten werden abgesetzt.
18:00 Uhr: Erstes Handelsschiff liefert Lebensmittel und Wasser. Ein weiteres Handelsschiff leistet ebenfalls Hilfe.
22:40 - 1:40 Uhr: Ein Schiff der griechischen Küstenwache fährt laut eigenen Angaben in die Nähe des Migrantenbootes und beobachtet es mit Abstand.
Donnerstag
1:40 Uhr: Das Migrantenboot erleidet Motorschaden.
Kurz vor 2:00 Uhr: Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa schreibt, richtet das Küstenwachenschiff kurz vor 23 Uhr die Scheinwerfer auf das Migrantenboot und macht die Passagiere mit Lautsprechern darauf aufmerksam, dass sie sich aufgrund der Überlast in Gefahr befinden und sie so nicht in der Lage seien, die italienische Küste zu erreichen. Ansa beruft sich dabei auf eine interne Quelle der griechischen Küstenwache. Demnach befestigt die Küstenwache das Boot mit einem Seil an sich. Die Passagiere wehren sich aber gegen den Vorschlag, an die griechische Küste gebracht zu werden. Sie durchtrennen laut Ansa das Seil, um ihren Weg nach Italien fortzusetzen. Eine andere Quelle sagt, dass das Boot durch die Hektik an Board ins Schwanken gerät.
23:04 Uhr: Der Fischkutter kippt um und sinkt rund 50 Seemeilen südwestlich der griechischen Halbinsel Peloponnes. Experten vermuten später, dass es eine Panik unter den Passagieren ist, die das übervolle Schiff kentern und sinken lässt. Die genauen Umstände sind allerdings noch nicht klar.
04:00 Uhr: Die Rettungsarbeiten beginnen. Die Küstenwache kann 104 Menschen lebend bergen - und erste Leichen.
Später: Im Hafen von Kalamata treffen aus anderen Staaten Europas Verwandte der Vermissten ein. Sie versuchen von den Behörden und den Überlebenden etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren, wie Reporter vor Ort berichten. Gleichzeitig gerät die Küstenwache in die Kritik, sie habe Mitschuld an der Tragödie, weil sie nicht früher eingegriffen habe. Am Abend finden in Athen, Thessaloniki und anderen griechischen Städten Kundgebungen statt.
Abends: Die Küstenwache nimmt neun Überlebende fest. Sie sollen als Schleuser agiert haben. Wie der staatliche Rundfunk (ERT) berichtete, wird den aus Ägypten stammenden Männern unter anderem die Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen.
Freitag
Morgens: Es gibt praktisch keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Das Suchgebiet in den Gewässern südwestlich von Griechenland wurde laut der Küstenwache nochmals ausgeweitet. Medien berichten aber, dass die Suche im Lauf des Tages eingestellt werden soll. In Griechenland werden drei Tage Staatstrauer ausgerufen.
Rekonstruktion des Ablaufs: BBC und Ansa, Zeitangaben in Ortszeit.