- Im Jemen hat die von Saudi-Arabien geführte Koalition ihren grössten Angriff seit Beginn des Krieges vor drei Jahren gestartet.
- Ziel des Angriffs ist die für die Versorgung des Landes zentrale Hafenstadt Hudaida. Die Versorgung von Millionen von Jemeniten droht zusammenzubrechen.
- Die Befreiung der Stadt gilt als entscheidend im Kampf, den Jemen von den Huthi-Milizen zurückzuerobern.
Mit den Angriffen soll zudem die Sicherheit in der Meerenge Bab al-Mandab wiederhergestellt werden. Diese Wasserstrasse zwischen der arabischen Halbinsel und dem Horn von Afrika zählt zu den wichtigsten Routen für Öltanker.
Die UNO warnte vor dem Angriff vor verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Über die Hafenstadt Hudaida laufen 70 Prozent der dringend benötigten Hilfslieferungen für den von den Huthi-Rebellen kontrollierten Norden des Jemen. Auch die Stadt selbst wird von den Huthis kontrolliert.
Hilfsorganisationen schätzen, dass rund 600'000 Menschen, darunter etwa die Hälfte Kinder, in und um Hudaida leben. Die UNO warnte davor, dass 250'000 Menschen durch einen Angriff auf die Stadt alles verlieren könnten, schlimmstenfalls auch ihr Leben.
Schlimmste Befürchtungen bestätigt
Die Offensive auf Hudaida habe mit Luftangriffen auf Ziele südlich der Stadt begonnen, hiess es aus jemenitischen Militärkreisen. Eine Militärkoalition unter Führung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt die Offensive.
Regierungstreue Milizen rücken am Boden vor. Landwirtschaftliche Gebiete und Bauernhöfe nahe der Stadt seien von den Huthi-Milizen in Militärstellungen umgewandelt worden, hiess es aus Militärkreisen.
Aktuelle Berichte bestätigten die schlimmsten Befürchtungen, sagte der Generalsekretär der Hilfsorganisation Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Innerhalb von einer halben Stunde habe es mehr als 30 Angriffe gegeben. Viele Menschen seien eingeschlossen oder würden aus ihren Häusern vertrieben. «Der Angriff bedeutet Todesgefahr für unzählige Anwohner.»
22 Millionen Menschen brauchen Hilfe
Der UNO-Sondergesandte Martin Griffiths hatte bis zuletzt versucht, den Angriff zu verhindern. Die UNO bezeichnen die Situation im Jemen schon jetzt als grösste humanitäre Katastrophe der Gegenwart. Rund 22 Millionen Menschen seien auf Hilfe angewiesen, dies entspreche Dreiviertel der Bevölkerung. Zuletzt hatte eine Cholera-Epidemie mit mehr als einer Million Fällen die Lage im Land verschlechtert.
Die jemenitischen Regierungstruppen hatten im Oktober zusammen mit ihren Verbündeten eine gross angelegte Militäroffensive gestartet, um zum Seehafen Hudaida vorzurücken. Sie werfen den Huthis vor, vom Iran unterstützt zu werden.
Die Kämpfe waren zuletzt nur noch wenige Kilometer von der Stadt entfernt. Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge mussten Zehntausende Menschen wegen der Gewalt bereits aus ihren Häusern fliehen.
Im Gespräch mit der Denkfabrik International Crisis Group warnte ein Huthi-Offizieller die Angreifer vor dem Sturm auf die Stadt. Die Koalition werde beim Angriff auf Hudaida «die Hölle erwarten». Beobachter fürchten, dass sich der Kampf um die Hafenstadt lange hinziehen könnte.