Wie viele Handelsschiffe nehmen die Route über den Suezkanal? Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über die Route. «Gegenwärtig passieren über 80 Prozent weniger Container den Suezkanal», berichtete das Kieler Wirtschaftsforschungsinstitut IfW am 7. Februar. Wegen der Huthi-Angriffe nehmen sie stattdessen den Umweg um Südafrika.
Kommt es zu längeren Lieferzeiten? «Die Frachtschiffe brauchen via Südafrika etwa zwei Wochen länger», sagt Matthias Wolf, der Geschäftsführer des Logistikunternehmens Kühne und Nagel Schweiz. Da die Schiffe länger unterwegs seien, gebe es auch weniger Kapazität. Dies könne auch zu einem Mangel an verfügbaren Containern führen. Laut des IfW sind einzelne Firmen von Lieferverzögerungen betroffen. Die Lücke würde sich aber wieder schliessen, sobald der längere Fahrweg logistisch eingeplant sei.
Gibt es wegen der Umfahrung Lieferengpässe? «Volle Regale in den Supermärkten wie auch die Versorgung mit pharmazeutischen Gütern waren jederzeit gewährleistet», sagt Matthias Wolf. Stand heute seien keine Versorgungsengpässe in Sicht. Die Lage sei nicht mit der während der Pandemie vergleichbar: «Während des Lockdowns ist die Nachfrage nach Gütern stark angestiegen, was in Verbindung mit dem Mangel an Frachtkapazitäten die globalen Lieferketten aus dem Gleichgewicht brachte.»
Wie beeinflusst der längere Lieferweg die Kosten? Der längere Transportweg und damit verbunden die knapperen Kapazitäten führen laut Matthias Wolf zu einem Kostenanstieg bei der Fracht. Das gab auch das IfW bekannt: Der Transport eines Standardcontainers kostete 2023 1500 US-Dollar, im Januar kostete dieser zwischenzeitlich über 5000 Dollar. Das ist aber nichts im Vergleich zu den Rekordwerten während der Pandemie von gut 15'000 Dollar.
Steigen damit auch die Produktpreise? Frachtkosten machen laut des Kieler Wirtschaftsforschungsinstituts nur einen sehr geringen Anteil an den Warenwerten aus. Bei hochpreisigen Elektronikprodukten wie Laptops oder Handys liege der Anteil gar nur im Promillebereich.
Wie sieht die Zukunft der Lieferketten aus? In der Logistikbranche werden jeweils Alternativen angeboten, sagt Matthias Wolf. «In der Globalisierung gibt es einen klaren Trend: Wir sprechen hier von ‹China plus eins›. Viele Produzenten suchen sich zusätzlich Alternativen zu China.» Um die Lieferantenbasis nicht nur auf ein Land abzustützen, seien zunehmend Länder wie Vietnam und Indonesien gefragt. Die Lieferkette wird also diverser. «Wir koordinieren die Lieferkette für einen bestimmten Kunden in der Schweiz aus zwei, drei Standorten in Asien oder Amerika.»