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Illegaler Waffenbesitz Das Urteil gegen Hunter Biden ist erst der Anfang

Die Verurteilung von Hunter Biden stellt in erster Linie eine familiäre Belastung für die Bidens dar. Zahlreiche Familienmitglieder, darunter auch First Lady Jill Biden, waren im Gerichtssaal anwesend und mussten teilweise auch aussagen. Der Prozess gab einen tiefen Einblick in die Probleme, mit denen Hunter Biden zu kämpfen hatte – auch wenn vieles davon nicht neu war, da er darüber in seinen Memoiren «Beautiful Things: Meine wahre Geschichte» geschrieben hat.

Es ist zum ersten Mal in der Geschichte der USA, dass der Sohn oder die Tochter eines amtierenden Präsidenten verurteilt wird. Allerdings stellt sich die Frage nach der Verhältnismässigkeit der Strafverfolgung, denn es ist ungewöhnlich, dass ein solcher Fall wegen illegalen Waffenbesitzes vor Gericht geht und nicht durch einen Vergleich beigelegt wird, wie dies ursprünglich auch geplant war.  

Weiteres Ungemach für die Bidens

Die Republikaner werden nun versuchen, die Verurteilung auszuschlachten und den verurteilten Hunter Biden auf dieselbe Stufe wie den verurteilten Donald Trump zu stellen. Donald Trump selbst zeigte sich bis jetzt zurückhaltend. Das Recht auf Waffenbesitz ist bei seiner Wählerschaft ein wichtiges Thema. Hinzu kommt, dass Trump befürchten muss, selbst keine Waffen mehr besitzen zu dürfen, da er in New York strafrechtlich verurteilt wurde.

Politisch dürfte dieses Urteil Joe Biden kaum grossen Schaden zufügen, denn selbst Donald Trump hatte bei der Anklage von Hunter Biden gesagt, dass in diesem Fall klar sei, dass Joe Biden nichts mit diesem Waffenkauf zu tun habe.

Doch es droht weiteres Ungemach für die Bidens, denn Hunter Biden ist ebenfalls angeklagt wegen Steuerhinterziehung. Dieser Prozess soll im Herbst in Kalifornien beginnen, also kurz vor den Präsidentschaftswahlen. Und dieser Prozess könnte Joe Biden politisch schaden, da er Einblicke in die Finanzgeschäfte von Hunter Biden geben wird.

Republikanische Vorwürfe gegen Joe Biden

Die Republikaner werfen Joe Biden vor, er sei in dubiose Geschäfte seines Sohnes mit China und der Ukraine verwickelt. Hunter Biden hatte stets betont, dass sein Vater nichts damit zu tun habe. Im Kongress trieben Republikaner Ermittlungen voran, die zu einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Joe Biden führen könnten – wegen möglicher Verstrickungen in die Geschäfte seines Sohnes. Stichhaltige Beweise fehlen bis jetzt jedoch und die Untersuchungen sind ins Stocken geraten.

Denn: Der ehemalige FBI-Informant, der Joe Biden beschuldigt hatte, sein Amt als damaliger Vizepräsident für finanzielle Vorteile seines Sohnes missbraucht zu haben, hat inzwischen zugegeben, gelogen zu haben. Er ist angeklagt wegen Falschaussagen unter Eid. Die Republikaner stützten sich hauptsächlich auf diese Fehlinformationen. Trotzdem ist das Thema nicht vom Tisch und die Verurteilung von Hunter Biden und der anstehende Prozess werden im Wahlkampf weiterhin für Negativschlagzeilen für Joe Biden sorgen.  

Barbara Colpi

USA-Korrespondentin

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Barbara Colpi berichtet seit Juli 2022 als Korrespondentin für Radio SRF und News Digital aus den Vereinigten Staaten. Sie ist seit 2005 bei Radio SRF und begann als Redaktorin in der Sportredaktion, wo sie 2008 die stellvertretende Leitung übernahm. Im Frühling 2016 wechselte die studierte Sozialanthropologin auf den Korrespondentenposten nach Lausanne.

Hier finden Sie weitere Artikel von Barbara Colpi und Informationen zu ihrer Person.

Echo der Zeit, 11.06.2024, 18 Uhr

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