Imagepflege mit Fussballstars - Transfer-Wahnsinn in Saudi-Arabien
Neymar, Karim Benzema und diverse andere Fussballstars sind in diesem Sommer nach Saudi-Arabien gewechselt. Der Wüstenstaat lockt mit enorm hohen Löhnen. Diese Transfers werden stark kritisiert, haben aber auch Vorteile – womöglich auch für die Schweiz.
Er ist der neuste Shootingstar der saudischen Fussballliga: Neymar, Champions-League-Sieger und Idol unzähliger Jugendlicher. Mit der Vertragsunterzeichnung diese Woche bei seinem neuen Verein Al-Hilal ist klar: Auch er spielt neu in Saudi-Arabien.
Damit wird die Liste der Fussballstars, die in den Wüstenstaat wechseln, immer länger. Cristiano Ronaldo hat den Schritt im Januar gemacht. Karim Benzema ist ihm diesen Sommer gefolgt. Genauso wie Roberto Firmino.
Fussballer als politisches Instrument
Peter G. Kirchschläger, Ethikprofessor an der Universität Luzern, kritisiert diese Wechsel. Die Fussballer müssten sich bewusst machen, dass sie sich zu Marionetten des saudischen Regimes machen. «Sie machen sich zu Komplizen von Unrechtstaten, die dieses Regime begeht.»
Die Fussballer machen sich zu Komplizen von Unrechtstaten, die das Regime begeht.
Saudi-Arabien gerät immer wieder in die Kritik, denn die Repression im Land nimmt zu. Allein im letzten Jahr wurden 196 Menschen hingerichtet. Homosexualität ist verboten. Kritische Blogger und Aktivistinnen werden ins Gefängnis gesteckt. Für weltweite Empörung sorgte insbesondere 2018 der Mord am Journalisten Jamal Khashoggi.
Das sind die Stars der Saudi Pro League:
1 / 10
Legende:
Cristiano Ronaldo (rechts) und Karim Benzema (links) reihten bei Real Madrid einen Champions-League-Titel an den anderen. Nach seinem langjährigen Weggefährten wechselt auch der Franzose nach Saudi-Arabien. In ihrem Gefolge zieht es nun weitere europäische Stars in die Saudi Pro League.
Getty Images/Matthew Ashton
2 / 10
Legende:
Auch Neymar kickt künftig in Saudi-Arabien: Der teuerste Spieler der Welt verlässt Paris Saint-Germain nach sechs Jahren und wechselt zu Al-Hilal in die Hauptstadt Riad. Dort wird der Brasilianer rund 100 Millionen Euro pro Jahr verdienen.
Keystone/EPA/Christophe Petit Tesson
3 / 10
Legende:
Sergej Milinković-Savić kehrt Europa den Rücken zu: Seit Jahren wurde der hochbegabte Mittelfeld-Motor von Lazio Rom mit Topclubs in Verbindung gebracht. Nun wechselt der serbische Nationalspieler im besten Fussballalter von 28 zu Al-Hilal.
Keystone/EPA/Angelo Carconi
4 / 10
Legende:
Auch den portugiesischen Nationalspieler Ruben Neves zieht es in relativ jungen Jahren nach Saudi-Arabien. Beim englischen Mittelfeld-Club Wolverhampton stieg der heute 26-Jährige zu einem der besten Mittelfeldspieler der Premier League auf. Nach Spekulationen über einen Transfer zu Barcelona wechselte er stattdessen zu Al-Hilal.
Keystone/AP/Francisco Seco
5 / 10
Legende:
Jordan Henderson spielt künftig bei Al-Ettifaq, das von Liverpool-Legende Steven Gerrard trainiert wird. Sein langjähriger Trainer Jürgen Klopp (rechts) bedauert den Abgang. «Es ist traurig, absolut seltsam, weil er der einzige Kapitän ist, den ich in Liverpool hatte. Aber so ist der Fussball.»
Keystone/EPA/Ronald Witteck
6 / 10
Legende:
Mit gewaltigen Ambitionen wechselte der senegalesische Stürmerstar Sadio Mané letztes Jahr von Liverpool nach Bayern München. Nach einer durchzogenen Saison samt hartnäckiger Verletzung und einer Ohrfeige für einen Mitspieler heuert er nun beim Ronaldo-Club Al-Nassr an.
Keystone/DPA/Sven Hoppe
7 / 10
Legende:
Der brasilianische Offensivspieler Roberto Firmino gewann mit Liverpool die Champions League und die englische Meisterschaft. Damit schoss er sich in die Ahnengalerie des legendären Clubs. Nun lässt er seine Karriere bei Al-Ahli ausklingen.
Keystone/AP/Scott Heppel
8 / 10
Legende:
Marco Verratti (30) wechselt nach elf Jahren von Paris Saint-Germain zu Al-Hilal. Der Italiener gilt als begnadeter Fussballer und war jahrelang das Metronom des französischen Hauptstadtclubs, der international höchste Ambitionen verfolgt.
Keystone/EPA/Sebastien Nogier
9 / 10
Legende:
Mit Riyad Mahrez (32) verlässt ein weiterer Star die englische Premier League. Der Algerier wechselt von Champions-League-Sieger Manchester City zu Al-Ahly.
Keystone/EPA/Antonio Calanni
10 / 10
Legende:
Einen weiteren prominenten Neuzugang hat Anfang Juni der saudische Meister Al-Ittihad verkündet: Der Club verpflichtet N’Golo Kanté (32) von Chelsea. Der französische Weltmeister von 2018 soll umgerechnet 100 Millionen Franken im Jahr verdienen.
Keystone/AP/Kirsty Wigglesworth
Für Kirchschläger ist klar: Mit der Verpflichtung diverser Fussballstars wolle das Land sein Image aufbessern: «Gegen innen und aussen will der saudische Staat zeigen, dass das Land jemand ist auf der Weltbühne, dass sie mitspielen können, im wahrsten Sinne des Wortes.» Es ist Saudi-Arabiens Strategie, dem Image zuliebe in den Sport zu investieren. So hat das Land auch in der Formel1 und im Golfsport seine Finger im Spiel.
Neymar selbst scheint all das nicht zu interessieren. In einem Interview erklärt er: «Ich habe mit niemandem über das Leben in Saudi-Arabien gesprochen. Klar, ich habe mich kurz mit meinen brasilianischen Kollegen unterhalten, die schon da sind. Wir haben aber nicht über das Land, die Stadt oder die Liga gesprochen.»
Legende:
Neymar unterschreibt den Vertrag bei Al-Hilal – Rund 100 Millionen Euro verdient er in der Hauptstadt Riad pro Jahr.
AP Photo/Al Hilal Club Media Center
Die Verpflichtung von Stars lässt sich der Wüstenstaat einiges kosten. Für Neymar soll Al-Hilal 90 Millionen Euro gezahlt haben. Hinzu kommen rund 100 Millionen Euro Lohn pro Jahr. Cristiano Ronaldo soll bei seinem Verein doppelt so viel pro Jahr kassieren. Finanziert werden diese exorbitanten Saläre und Ablösesummen durch den saudischen Staatsfonds. Dieser hat die Mehrheitsbeteiligungen an den vier besten Clubs im Land.
Vorteile für den Fussball
Der Fussballkenner und ehemalige Fifa-Funktionär Guido Tognoni ist überzeugt: «Dass der Golfstaat so viel in den Fussball investiert, hat auch sein Gutes. Es gibt einen neuen Markt, eine neue Vielfalt und eine neue Sogwirkung für ganz grosse Spieler.» Diese müssten in Europa ersetzt werden, sagt Tognoni.
«Das geht runter bis in die Schweiz, die Spieler zu wahrscheinlich höheren Preisen ersetzen kann.» Er geht davon aus, dass Saudi-Arabien zu einer festen Grösse im Weltfussball wird. Das Land habe das nötige Geld dafür sowie eine Fussballtradition.
Legende:
«Es gibt einen neuen Markt und eine neue Vielfalt und es gibt eine neue Sogwirkung für ganz grosse Spieler mit grossen Namen», sagt Guido Tognoni, der für einige Jahre in der Golfregion gearbeitet hat. Diese müssen in Europa ersetzt werden – was Auswirkungen auf die Schweiz haben kann.
SRF/Manuel Ramirez
Zumindest im eigenen Land scheint diese Strategie gut anzukommen. Kurz nachdem der Wechsel von Neymar nach Saudi-Arabien bekannt geworden war, war der Ansturm auf dessen Trikot im Fanshop des Clubs bereits gross. Die blauen Shirts von Al-Hilal mit Neymars Namen auf dem Rücken: Sie werden bald in allen Teilen der Welt getragen werden – und den Wüstenstaat damit einen Schritt näher ans Ziel bringen.
Audio
Archiv: Saudi-Arabien auf Einkaufstour im Weltfussball
05:57 min, aus Echo der Zeit vom 14.08.2023.
Bild: AP Photo/Samah Zidan
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr
Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht.
Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger
Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?
Meistgelesene Artikel
Nach links scrollenNach rechts scrollen
Social Login
Für die Registrierung benötigen wir zusätzliche Angaben zu Ihrer Person.
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht. Es können keine weiteren Codes erstellt werden.
Mobilnummer ändern
An diese Nummer senden wir Ihnen einen Aktivierungscode.
Diese Mobilnummer wird bereits verwendet
E-Mail bestätigen
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Ein neues Passwort erstellen
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Ihr Account wurde deaktiviert und kann nicht weiter verwendet werden.
Wenn Sie sich erneut für die Kommentarfunktion registrieren möchten, melden Sie sich bitte beim Kundendienst von SRF.