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International 140 Leichen aus dem Wasser geborgen

Sechs Tage nach dem Fährunglück in Südkorea sind fast 140 Menschen tot geborgen worden. Knapp 160 werden noch vermisst. Die Angehörigen machen Druck. Die Bergungsarbeiten gehen ihnen nicht schnell genug voran.

Immer mehr Tote bergen die Taucher aus dem Wrack der vor einer Woche gesunkenen südkoreanischen Fähre «Sewol». Bisher wurden fast 140 Leichen entdeckt. Etwa 160 der 476 Passagiere – die meisten von ihnen Teenager auf einem Schulausflug – gelten weiter als vermisst.

Die Hoffnung der Angehörigen, vielleicht doch noch Überlebende aus einer etwaigen Luftblase im Inneren des Schiffs retten zu können, erfüllte sich bisher nicht.

Angehörige fordern raschere Bergung

An der Unglücksstelle stehen Trawler mit Fangnetzen. Sie sollen verhindern, dass Leichen aus dem Wrack von der Strömung mitgerissen werden. Fast 240 Boote und Schiffe seien an der Bergungsaktion beteiligt, meldete der Radiosender KBS. Bei der Suche wurden auch Tauchroboter eingesetzt.

Grafik: Karte von Südkorea mit der Insel Jeju im Südwesten und dem Ort der Havarie zwischen Seoul und Jeju.
Legende: Der Ort der Havarie vor der Südwestküste Südkoreas. SRF

Viele Fragen zum Verlauf der Katastrophe vom Mittwoch vergangener Woche sind immer noch offen. Besseres Wetter und Niedrigwasser erleichtern den Einsatzkräften derweil die Arbeit. Die Familien der vermissten Insassen hatten gefordert, die Suchaktion bis zu diesem Donnerstag abzuschliessen.

Bei ihren Vorstössen ins Innere des Wracks in bis zu 20 Metern Tiefe durchsuchten die Taucher laut der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap unter anderem Kabinen und einen Speisesaal. Vermutlich wurden dort die meisten der Passagiere bei der Havarie eingeschlossen.

Wahrscheinlich bei Wende gekentert

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Auto- und Personenfähre während einer Richtungsänderung kenterte. Anders als ursprünglich angenommen, habe es aber vermutlich keine scharfe Wende von mehr als 90 Grad gegeben, berichteten südkoreanische Sender unter Berufung auf das Ministerium für Meeresangelegenheiten.

Kapitän wollte aufhören

Box aufklappen Box zuklappen

Der Unglückskapitän hat nach eigenen Worten mehr Zeit auf See als mit seiner Familie verbracht. Der 68-Jährige blickt laut südkoreanischen Medien auf 40 Jahre Erfahrung als Seemann zurück. «Immer, wenn ich einen Seesturm erlebte, dachte ich daran, den Job aufzugeben», sagte er 2010. Letztlich sei er aber immer wieder aufs Meer zurückgekehrt.

Anhand wiederhergestellter Daten zur Bestimmung der Schiffsposition sei festgestellt worden, dass das Schiff um 45 Grad nach rechts gesteuert worden sei. Dabei könnte es infolge verrutschter Ladung an Stabilität verloren haben.

Im Stich gelassen

174 Menschen an Bord konnten gerettet werden, darunter der Kapitän und die meisten der anderen 28 Besatzungsmitglieder.

Den leitenden Besatzungsmitgliedern wird vorgeworfen, sich frühzeitig selber gerettet und das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben. Auch wird untersucht, warum unmittelbar nach dem Kentern keine Evakuierungsanordnung erfolgte.

Aufzeichnungen zeigten, dass die Schiffsmannschaft die Evakuierung des untergehenden Schiffes um mindestens eine halbe Stunde hinausgezögert hatte, berichteten südkoreanische Fernsehsender.

Acht Personen verhaftet

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Am Dienstag wurde ein weiteres Besatzungsmitglied festgenommen, wie Yonhap berichtete. Dabei handle es sich um einen Offizier, der am Montag einen Selbstmordversuch überlebt habe. Mit ihm erhöhte sich die Zahl der festgenommen Crew-Mitglieder auf acht.

Der Kapitän, die Dritte Offizierin, die zum Zeitpunkt der Havarie das Schiff steuerte, sowie der Steuermann sitzen schon seit Samstag in U-Haft. Ihnen droht unter anderem eine Anklage wegen Fahrlässigkeit und Verstosses gegen die Dienstpflichten.

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