In Südkorea nimmt der Druck auf Präsidentin Park Geun Hye zu, von ihrem Amt zurückzutreten. An einer Protestdemonstration im Zentrum der Hauptstadt Seoul beteiligten sich bis 850'000 Menschen. Sie riefen «Tritt zurück», «tritt zurück!»
Haftbefehle gegen ehemalige Berater
Anlass für die Demonstrationen ist eine Freundin der Präsidentin, die sich ohne offizielle Funktion massiv in die Regierungsgeschäfte eingemischt haben soll. Im Zuge der Krise hat Park bereits mehrere ihrer engsten Berater verloren und zuletzt Ministerpräsident und Finanzminister ausgetauscht.
Vor einer Woche stellte ein Gericht Haftbefehle gegen zwei ehemalige Berater der Staatschefin aus. Ihnen wird unter anderem versuchte Erpressung und die Weitergabe geheimer Informationen zur Last gelegt.
Selbst Gehbehinderte am Marsch
Die Ablehnung Parks geht nicht mehr nur von Gewerkschaftern und Aktivisten aus, sondern zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. An der Demonstration in Seoul nahmen auch Familien mit kleinen Kindern sowie Schüler und Studenten teil. Selbst Leute an Krücken und in Rollstühlen schlossen sich dem Demonstrationszug an. Mittlerweile wird Park Umfragen zufolge nur noch von etwa fünf Prozent der Wähler unterstützt.
Park hatte im Vorfeld der Proteste noch versucht, die Wogen zu glätten – mit öffentlichen Entschuldigungen und einer Erklärung, mit der parlamentarischen Opposition ein neues Kabinett zu bilden. Doch ihr Erfolg blieb aus. Mehr noch: Die Teilnahme einiger Oppositionspolitiker am Protestmarsch zeigten, dass auch Parlamentarier nach Parks Rücktritt verlangen. Konkrete Massnahmen für ein Amtsenthebungsverfahren haben diese indes noch nicht angestossen.
Die Demonstration gegen Park war eine der grössten Kundgebungen in der südkoreanischen Hauptstadt seit den Demokratieprotesten Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre.