Mit Brandbomben, Steinen und Schusswaffen griffen die Gegner von Präsident Mohammed Mursi in der Nacht auf heute das Hauptquartier der Muslimbruderschaft an. Zwischen den Protestierenden und Anhängern der Bruderschaft kam es zu Schiessereien.
Am Morgen fiel das sechsstöckige Gebäude dann in die Hände der Anti-Mursi-Demonstranten. Die Mitarbeiter der Parteizentrale konnten sich zuvor noch in Sicherheit bringen. Die Demonstranten plünderten das Gebäude komplett. Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde mitgenommen, der Rest sogar abmontiert.
Einige Demonstranten verliessen das Gebäude mit Möbeln und Dokumenten. Andere warfen Gegenstände aus den Fenstern.
Gewaltbereitschaft wächst und wächst
Die Stürmung des Hauptquartiers folgte auf nächtliche Zusammenstösse zwischen im Gebäude verschanzten Mursi-Anhängern und mit Steinen und Molotow-Cocktails bewehrten Demonstranten.
Bei Protesten von Millionen von Menschen gegen Mursi wurden in der Nacht zum Montag mindestens 16 Menschen getötet und 781 verletzt. Die Oppositionsbewegung «Tarod» rief ihre Anhänger auf, bis zum Rücktritt Mursis auf den Strassen zu bleiben, und setzte ihm ein Ultimatum für seinen Rückzug bis Dienstagnachmittag um 17.00 Uhr.
Laut SRF-Nahostkorrespondent Pascal Weber hat sich Mursi noch nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. «Er forderte die Demonstranten über eine Mitteilung zum Dialog auf, das wird der Opposition aber nicht reichen.»
Zurzeit habe sich der Tahrir-Platz zwar bis auf wenige hundert Demonstranten geleert, am Abend sind aber wieder Tausende Protestierende zu erwarten.»
Verschlechterte Lebensbedingungen
Die Lage in Ägypten hat sich für die Bevölkerung in den letzten Monaten stark verschlechtert. «Es gibt täglich Stromausfälle, kaum Benzin und auch die Lebensmittelpreise sind gestiegen», erzählt Weber.
Laut Weber sei dies auch der Grund für die grosse Anzahl Protestierender. «Es ist nicht primär der Rückhalt der Opposition in der Bevölkerung. Vielmehr aber eine breite Ablehnung gegenüber Mursi.»